Laserscan statt Zollstock – PLAN4 checkt Gebäude digital Innovationen | 08.09.2025 | David Pister
Die Freiburger PLAN4 Software GmbH hilft Kommunen und Kirchen, ihre Gebäude schneller zu erfassen und Sanierungskosten präzise zu kalkulieren. Mit ihrer Software GebäudeCheck reiten die Gründer Thorsten Harig und Hendrik Seibel auf einer Welle aus Sanierungsdruck – und wachsen rasant.
Harig und Seibel – die heutigen Geschäftsführer der PLAN4 Software GmbH – lernten sich 2016 bei einer Netzwerkveranstaltung kennen. Gemeinsam mit Bernhard Mering entwickelten sie die Idee, Bestandsgebäude schneller zu erfassen und Sanierungskosten präzise zu kalkulieren. Ein externes Unternehmen programmierte den ersten Prototypen. 2018 gründeten die drei PLAN4 – „direkt mit eigener Entwicklungsabteilung, um schnell auf Kundenwünsche reagieren zu können“, sagt Seibel, promovierter Architekt und im Unternehmen für den fachlichen Teil zuständig.
„Weil wir in Baden sind, sprechen wir nicht von der typischen Schnaps-, sondern von der Weinidee“, ergänzt Harig, der aus dem IT-Bereich kommt und sich bei PLAN4 um Personal und Struktur kümmert. Seit 2020 führen er und Seibel die Firma zu zweit – Mering ist ausgestiegen. „Start-up muss man wollen und auch leben“, so Harig.
Das Hauptprodukt heißt GebäudeCheck: Es kombiniert 3D-Laserscan-Technologie mit KI, um eine präzise Bestandsaufnahme und eine realistische Sanierungskostenschätzung zu liefern. Ziel ist eine Abweichung von maximal zehn Prozent zu den tatsächlichen Kosten. Rund 90 Prozent der Kunden sind Kommunen oder Kirchen mit großem Gebäudebestand und erheblichem Sanierungsstau.
Meist beginnt die Zusammenarbeit mit einem Pilotprojekt an einem Beispielgebäude. „Das überzeugt, weil alle Entscheidungsträger gleich mit im Boot sitzen. In 80 Prozent der Fälle folgt daraus dann die Softwarebeauftragung“, sagt Harig. Falls Kunden keine eigenen Kapazitäten zum Transfer in die Software haben, übernimmt PLAN4 auch die Datenerfassung.

Hendrik Seibel und Thorsten Harig (v.l.)
Heute beschäftigt das Unternehmen 27 Mitarbeitende – mit einer Vertriebsabteilung, die stetig wächst. Ziel ist es, in jedem Bundesland Personal sitzen zu haben, um nah am Kunden zu sein, bei Sitzungen vor Ort und in direktem Kontakt mit Entscheidern. Derzeit gibt es Vertriebsmitarbeitende für Bayern, das Cluster Saarland/Rheinland-Pfalz/Hessen und für Nordrhein-Westfalen mit Standort Düsseldorf und natürlich in Freiburg.
Bislang wurden tausende Gebäude erfasst und Sanierungskosten von mehr als drei Milliarden Euro kalkuliert. Etwa 350 Kommunen haben GebäudeCheck genutzt, darunter südbadische Gemeinden wie Münstertal, Ettenheim oder Sasbach. „Unsere Kunden sind meist kleinere Kommunen. Bei den größeren dauern die Entscheidungsprozesse länger“, sagt Seibel.
Was früher mit Zollstock und Handlaser erfasst wurde, läuft heute digital – immer häufiger mit KI-Unterstützung. „Wir haben festgestellt, dass unsere Software im Vergleich zur klassischen Erfassung rund 60 Prozent Zeit spart“, so Seibel.
Neben GebäudeCheck hat PLAN4 ein zweites Produkt: „tick-at-time“. Es unterstützt die Projektplanung, verbessert die interne Kommunikation und wird bei großen Bauvorhaben eingesetzt – etwa bei der Deutschen Bahn. „Mit GebäudeCheck kann man Qualitäten und Kosten darstellen. Mit tick-at-time kommt die Zeit hinzu. So erhält man das Gesamtbild: Wie teuer wird es? Welchen Sanierungszustand will ich? Wie lange dauert die Maßnahme?“, erklärt Seibel.
Der Fokus bleibt bei GebäudeCheck. Hier trifft technologische Innovation auf ein politisches Umfeld, das PLAN4 in die Karten spielt: der hohe Druck auf die energetischen Sanierungen des bundesdeutschen Gebäudebestands. Denn ohne die werden die selbst gesteckten Klimaschutzziele nicht erreicht.










