Intersolar wagt den Sprung in den Iran STADTGEPLAUDER | 08.09.2016

Der neue Chef der Freiburger Messegesellschaft ist genauso verschwiegen wie der alte. Zu einem etwaigen Gewinn des abgelaufenen Geschäftsjahres will sich Daniel Strowitzki nicht direkt äußern: „Wir stehen auf eigenen Beinen.“ Will sagen: Fürs operative Geschäft braucht es keine Zuschüsse aus dem Rathaus. Der Umsatz lag bei leicht über 20 Millionen Euro. Die Hälfte stemmt allein die Intersolar. Und die wagt nun mit einem Intersolar Summit sogar den Sprung in die iranische Hauptstadt Teheran.

Zuwachs: Die Intersolar hatte in San Fransisco 18.000 Besucher und 550 Aussteller.

Zuwachs: Die Intersolar hatte in San Fransisco 18.000 Besucher und 550 Aussteller.

Die Weltleitmesse Intersolar in San Francisco war gerade beendet, als Strowitzki mit dem chilli über das vergangene, das aktuelle und das neue Messejahr spricht. „Wir sind mit 20 Millionen Euro Umsatz zufrieden“, sagt er. Wegen der zweiten Weltleitmesse made in Freiburg, der nur alle vier Jahre stattfindenden Interbrush, wird der 2016er Umsatz noch deutlich über dem 15er Jahrgang liegen. Mit den Solarmessen in Nordamerika, in Mumbai, im brasilianischen São Paulo und in Dubai setzen die Freiburger mittlerweile etwa fünf Millionen Euro jährlich um. „Es ist sicher in der deutschen Messebranche einzigartig, dass ein vergleichsweise kleiner Messeplatz wie Freiburg so international agiert, darauf können wir schon stolz sein“, sagt Strowitzki, „und deswegen können wir in der ganzen Welt auch Werbung für Freiburg machen.“

Gemeinsam mit dem Intersolar-Partner Solar Promotion wagen die Freiburger nun sogar den Sprung in den Iran, wo am 15. November der Samen für eine Blütezeit gepflanzt werden soll, in der man mit dem Iran einfacher Geschäfte machen kann als heute. „Das kann mal ein sehr interessanter Markt werden und dann wollen wir dort vertreten sein“, erzählt Strowitzki.

In San Francisco hatte die Intersolar nun mit 18.000 Besuchern und 550 Ausstellern erneut leichte Zuwächse, viel höher wird es dort auch nicht hinausgehen. Auch auf der größten Intersolar in München kamen mehr Interessierte (2015: 38.000, 2016: 43.000). Die Solarkrise haben die Freiburger nicht nur überlebt, sondern anders als mancher Konkurrent gut überstanden. „Wir haben auf die richtigen Themen gesetzt, etwa Energiespeichersysteme“, begründet der Messechef.

Bei der kommenden Baden Messe (siehe Kalender, Seite 33) rechnet er mit rund 75.000 Besuchern und 500 Ausstellern. „Allen Unkenrufen zum Trotz läuft die große Publikumsmesse sehr gut.“ Nicht vergnügungssteuerpflichtig ist indes das drohende Aus der Schmuckmesse, die bisher drei Mal am Europaplatz gastierte, für 2017 und 2018 aber aussetzen will. „Wir müssen überlegen, wie wir damit umgehen“, sagt Strowitzki.

Auf eigenen Beinen stehen: Messechef Daniel Strowitzki ist mit 20 Millionen Euro Umsatz zufrieden.

Auf eigenen Beinen stehen: Messechef Daniel Strowitzki ist mit 20 Millionen Euro Umsatz zufrieden.

Endgültig beerdigt ist die Ingenieursmesse econstra. „Diese Messe braucht eine Stadt mit einer technischen Universität und mehr Industrie.“ Zudem ist das angekündigte Herauslösen der Frei Cycle, bislang Teil der Baden Messe, als neue Designmesse in Freiburg anders gelaufen als geplant. Ende Oktober wird es stattdessen die neue Messe Handgemacht Kreativmarkt geben – von einem externen Anbieter.

Im kommenden Frühjahr kommen mit dem Deutschen Ärztetag und dem 28. Gewerkschaftstag der Bildungsgewerkschaft GEW bis zu 4500 Gäste nach Freiburg. Strowitzki begrüßt daher, dass aktuell in Freiburg vier Hotels mit fast 800 neuen Betten gebaut werden. „Wer große Kongresse veranstalten möchte, und wir könnten hier welche mit 3500 Besuchern machen, der braucht auch die nötigen Hotelzimmer.“ Der wirtschaftliche Nutzen gerade von Kongressen für eine Stadt ist hoch: In Wien hat eine Unternehmensberaterin mal errechnet, dass ein Kongressteilnehmer pro Tag 420 Euro ausgibt. Bei 3500 Gästen und einem viertätigen Kongress summieren sich die Ausgaben in der Stadt auf knapp sechs Millionen Euro. Darüber spricht der neue Messechef natürlich gern.

Text: Lars Bargmann / Fotos: © Solar Promotion International GmbH, ns