Kultur beim Kartoffelschälen: Kochen mit Geflüchteten STADTGEPLAUDER | 27.01.2017

Beim Kochen den „interkulturellen Austausch von Beheimateten und Geflüchteten fördern“, das will „Über den Tellerrand kochen“ in Freiburg. Seit Oktober lädt die Initiative einmal im Monat zu einem Kochabend ein. Initiator Pascal Hauser (25) spricht im Interview übers Eisbrechen beim Salatputzen.

Über den Tellerrand essen Freiburg

Interkulturell: Am 11. Februar trifft sich die Inititative zum nächsten Kochevent.

chilli: Wie sieht so ein Kochabend aus?

Hauser: Das kann ich an unserem irakischen Abend im Januar zeigen: Ein Iraker hat nach seinen Rezepten gekocht, außerdem haben wir Apfelkuchen und Salat gemacht. Da waren etwa 35 Leute da.

chilli: Man sagt doch „viele Köche verderben den Brei“. Wie macht ihr das mit so vielen Leuten?

Hauser: Es steht ja nicht jeder in der Küche und schwingt den Kochlöffel. Es muss auch viel geschnippelt werden. Aber es stimmt schon: Beim ersten Mal ging es ziemlich chaotisch zu, weil alle einfach losgelegt haben. Das letzte Mal waren wir besser organisiert. Da haben wir Stationen mit verschiedenen Arbeitsschritten gemacht. So war jeder sinnvoll eingebunden.

 

chilli: Was hat Kochen mit interkulturellem Austausch zu tun?

Pascal Hauser

Organisator Pascal Hauser

Hauser: Das Kochen am Herd vielleicht gar nicht so viel. Dafür aber der ganze Prozess, der dazugehört: das Schnippeln, das Waschen und die Leerzeit zwischendrin. Beim irakischen Abend haben wir uns schon nachmittags getroffen. Das Gute am gemeinsamen Kochen ist, dass man nicht viel Sprache braucht und das erste Eis gebrochen wird – beim Kartoffelnschälen oder Salatwaschen. Die Leute sitzen auch mal eine längere Zeit rum. Das ist aber nicht langweilig: Ein Iraker lernt zum Beispiel das deutsche Wort für „Messer“ und ein Syrer bringt den Deutschen „Hallo“ auf seiner Sprache bei. Und dass Geflüchtete Gerichte aus ihren Heimatländern kochen, ist natürlich auch interkulturell.

chilli: Wer ist bei den Events so dabei?

Hauser: Das ist bunt gemischt. Geflüchtete aus unterschiedlichen Ländern und Beheimatete, darunter vorwiegend Studierende. Eigentlich vor allem Menschen, die schon irgendwie in der Flüchtlingsthematik mit drin sind. Wir sind inzwischen ein Orgateam von etwa fünf Leuten. Da das Projekt immer größer wird, wollen wir die Arbeit bald umstrukturieren.

 

chilli: Wo finden eure Treffen statt?

Hauser: In großen Küchen in Freiburg. Die Suche hatte sich am Anfang als relativ schwierig erwiesen. Wir haben verschiedene Stellen angeschrieben oder sind vorbeigegangen, aber viele haben noch nicht geantwortet oder melden sich erst jetzt. Glücklicherweise haben wir aber inzwischen zwei bis drei Küchen gefunden. Zum Beispiel die „Kantine“ in Vauban. Dass wir nicht in einer WG oder in einem Flüchtlingsheim kochen, haben wir bewusst so entschieden. Wir wollen, dass die Treffen an einem neutralen Ort stattfinden.

 

chilli: Wann findet euer nächstes Event statt?

Hauser: Am 11. Februar veranstalten wir einen gambischen Kochabend mit bis zu 50 Teilnehmern. Wir wollen auch gerne Leute einladen, die den Kontakt mit Geflüchteten noch nicht haben. Es darf jeder kommen.

 

Infos 

Anmeldung zum gambischen Abend per E-Mail an: freiburg@ueberdentellerrand.org. Mehr Infos gibt’s auf der Facebookseite von „Über den Tellerrand kochen Freiburg“.

„Über den Tellerrand kochen“ wurde 2013 in Berlin gegründet mit der Idee, ein Kochbuch mit Beheimateten und Geflüchteten zu produzieren. Inzwischen gibt es in mehreren deutschen Städten Satellitenprojekte. In Freiburg wurde im Oktober 2016 zum ersten Mal gemeinsam gekocht.

Interview: Svenja Woitt; Fotos: Über den Tellerrand kochen Freiburg