Auf dem Weg nach unten: "Das Leben des Vernon Subutex" als Buch-Tipp Kultur | 28.10.2017

Von wegen Stadt der Liebe. Paris kann manchmal richtig kalt sein. Vor allem für die, die im Winter auf den Parkbänken ausharren. So wie Vernon Subutex, der antriebslose ehemalige Plattenladenbesitzer, der aus seiner Wohnung geflogen ist, weil sein Gönner und Zahler der Miete, der Sänger Alex, den Rock’n’Roll-Tod in einer Hotelbadewanne gewählt hat.

Nun schlägt sich Vernon also durch, schläft mal hier, mal da, mit einem Mädchen, mal luxuriös. Doch die Kurve zeigt nach unten.

Die in die Académie Goncourt aufgenommene französische Schriftstellerin, Feministin und ehemalige Porneuse Virginie Despentes hat mit ihrem im August auf Deutsch erschienenen Roman „Das Leben des Vernon Subutex“ einen fulminanten Gegenwartsroman geschrieben, ein fein komponiertes Sittengemälde der neoliberalen, verängstigten Gesellschaft. Koksende Filmproduzenten, transsexuelle Prostituierte, ein muslimisches Mädchen, das in der Religion ihre Zuflucht sucht, neurotische Damen aus der Oberschicht, ein Frauenverprügler – all diese Charaktere kreuzen Vernons Weg nach unten.

Das Buch – es ist der erste Band einer im Frühjahr 2018 fortzusetzenden Trilogie – oszilliert zwischen dem Pop eines Nick Hornby und dem düster-melancholischen Blick eines Michel Houellebecq. Grandios, jeder Satz sitzt.

Text: dob

Das Leben des Vernon Subutex
von Virginie Despentes, aus dem Französischen von Claudia Steinitz
Verlag: Kiepenheuer & Witsch, 2017
400 Seiten, gebunden
Preis: 22 Euro