Aussichtsloser Wettlauf: Die Rache des Falken Kultur | 09.06.2018 | Erika Weisser

Schon beim Lesen der ersten Seiten stellt sich ein gewisses Unbehagen ein, eine Art innere Abwehr, sich weiter mit dem Inhalt des Buchs zu beschäftigen: Zu nahe kommt die fiktive Handlung an die Realität heran, zu viele mögliche Folgen der aktuellen einseitigen Machtpolitik scheinen darin auf.
Beschrieben wird ein zwar erfundenes, uns aus den jüngsten Nachrichtensendungen jedoch sehr gegenwärtiges Szenario, dessen Aussicht auf die – inzwischen ziemlich konkreten – Konsequenzen wir lieber verdrängen: Der derzeitige US-Präsident (der hier nicht Donald, sondern Bill heißt) wird von seinem israelischen Amtskollegen Moshe Ben Nathan bedrängt, endlich das Atomabkommen mit dem Iran aufzukündigen und zum Militärschlag gegen das Land auszuholen.
Dann packt einen „Die Rache des Falken“ aber doch. Denn dieser Falke, ein Überlebender der Massaker gegen palästinensische Flüchtlinge während Israels Libanonkrieg vom Sommer 1982, will den beiden Machtpolitikern zuvorkommen. Mit einem aus russischen Beständen stammenden Atomsprengkopf, den er ausgerechnet im Washingtoner Holocaust-Museum zünden will.
Bald fiebert man mit in diesem Wettlauf, den keiner gewinnen kann. Und erfährt wie nebenbei die von den Autoren bestens recherchierte Geschichte des Nahostkonflikts.
Die Rache des Falken
von Werner Sonne & Mort Ehudin
Verlag: Edition M, 2018
497 Seiten, Taschenbuch
Preis: 9,99 Euro