Bezaubernde Novelle: „Flugfedern über Liebe, Zurückweisung, Verlust und Wiederfinden“ Kultur | 25.11.2018 | Erika Weisser

Eigentlich hätte Thibaut gleich spüren müssen, dass die junge Frau, die er eben vor einer Vergewaltigung gerettet und mit zu sich genommen hat, nicht bei ihm bleiben würde: Zu sehr erinnert sie ihn in ihrer Zerbrechlichkeit an die kleine verwilderte Katze, die er vor Jahren verletzt auf der Straße fand und die, nachdem er sie gesund gepflegt hatte, eines Morgens einfach nicht mehr da war.

Doch er verliebt sich im Lauf der Nacht in diese Sophie, deren Namen er erst am nächsten Morgen erfährt. Und hofft, dass ihre Flugfedern erst dann wieder nachwachsen, wenn sie sich schon an die Wärme und Geborgenheit seines Nests gewöhnt hat. So wie beim Weibchen des Nashornvogels.

Sophie ist indessen nicht fähig, sich auf eine Bindung einzulassen, auch dann nicht, als sie sich in Thibaut verliebt hat. Und das liegt nicht allein an den unterschiedlichen Gewalterfahrungen, die sie hinter sich hat. Sondern auch an der symbiotischen Beziehung Thibauts zu seiner überbehütenden Großmutter, mit der er auf einem Bauernhof lebt.

Die Freiburger Autorin Simone Regina Adams hat eine tiefgehende und bezaubernde Novelle über Liebe, Zurückweisung, Verlust und Wiederfinden geschrieben. 

Lesung und Gespräch: Mittwoch, 28. November, 20 Uhr in der Stadtbibliothek.

Flugfedern
von Simone Regina Adams
Verlag: Klöpfer & Meyer, 2018
160 Seiten, gebunden
Preis: 20 Euro