Buch-Besprechung: Alles kann passieren Kultur | 26.02.2019 | ewei

Alles kann passieren: Eigentlich ist der im Buchtitel zitierte Satz ganz harmlos. Und zutreffend: Nichts ist wirklich vorhersehbar. Wenn dieser Satz aber am Ende einer Rede steht, in der der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán über seine politischen Ziele schwadroniert, dann bekommt er etwas Bedrohliches.

Zumal er anfügt, dass dieses „alles“ durchaus „schwer zu definieren“ sei. Bevor er zu dem Schluss kommt, dass in diesem banalen Satz gar „das Wesen der Zukunft“ liege, behauptet er, dass „eine Demokratie nicht notwendigerweise liberal sein muss“, dass ein nationaler Staat aufgebaut werden müsse, der nicht aus „der bloßen Ansammlung von Individuen“ bestehe, sondern aus einer neu zu organisierenden Gemeinschaft, die „in der Lage ist, sich selbst biologisch aufrecht zu erhalten“. Und sich gegen Andersartige zu verteidigen.

Nachzulesen sind Auszüge aus derartigen Zukunftsvisionen in dem schmalen Buch, in dem die beiden Wiener Autoren Doron Rabinovici und Florian Klenk ähnliche Äußerungen mehrerer rechtspopulistischer Politiker Europas zusammengestellt haben – zu einem höchst entlarvenden „Stimmenorkan gegen die offene Gesellschaft“.

Klenk bringt das Polittheaterstück nach Freiburg, wo es Schauspieler des Theaters im Marienbad aufführen: Freitag, 1. März, 19.30 Uhr, im Literaturhaus.

Alles kann passieren
von Doron Rabinovici & Florian Klenk
Verlag: Zsolnay, 2018
64 Seiten, Taschenbuch
Preis: 10 Euro