Das bierernste chilli-Horoskop in der Apotheken-Edition Kultur | 05.12.2018 | Philip Thomas

Mit einem Schnupfen lässt sich die Zukunft nur schwer voraussagen. Hobby-Astrologe Philip Thomas hat die örtliche Apotheke geplündert und weiß deswegen, wie die Sterne stehen.Dein Besuch in der Apotheke ging gründlich in die Hose. Statt dir ein starkes Mittel gegen dein immer lauter werdendes Magengrummeln zu verschreiben und deine Leiden zu lindern, gab’s eine neunmalkluge Beratung, schlaue Sprüche und esoterische Hausmittelchen. „Lachen ist die beste Medizin.“ Aber doch nicht bei Durchfall?!

Globuli sind bis zur Unendlichkeit verdünnt. Bei bestimmten Potenzierungen steckt kein einziges Molekül des Ursprungswirkstoffes mehr in der Flasche. Wie schön, dass sie trotzdem bei dir wirken. Am besten wären natürlich noch mehr „Gläubiger“. Frag doch bei deinem nächsten Besuch in der Apotheke mal nach homöopathischen Verhütungsmitteln.

Seit sieben Jahren verkaufst du dem nörgelnden Hypochonder gegen seine erfundenen Leiden bloß angemalte und kiloweise neu verpackte Süßigkeiten und Bonbons. Von Gicht und Herzschmerz über Pest zu Cholera hast du damit schon so ziemlich jede Krankheit „geheilt“. Sein Diabetes könnte jetzt allerdings sehr echt sein.

Du brauchst irgendetwas, um dich vor dem anstehenden Familienfest zu drücken – notfalls ein Abführmittel aus der Apotheke. Das rückt der Mann hinter dem Tresen aber erst raus, nachdem du ihm ein Foto von deiner furchtbaren Verwandtschaft gezeigt hast. Hättest ihm vielleicht gleich sagen sollen, dass du ein „Rezept“ hast.

In Apotheken schlummern Medikamente im Wert von vielen zehntausend Euro. Für dich ein triftiger Grund, der nächsten Pharmazie mit vorgehaltener Waffe einen Besuch abzustatten und den Laden kurzerhand auszurauben. Erbeutet hast du aber leider nur Nikotinpflaster und Anti­depressiva. Die wirst du im Gefängnis aber auch brauchen.

Pillen, die erwiesenermaßen helfen, sind out. Alternative Medizin ist in. Rosa-grün-gestreifte Lilien, die auf der Ostseite des Himalaya alle 27,5 Monate für ein paar Stunden blühen, vermischt mit unter Vollmond schamanisch verzaubertem Abwasser wird deinen Schnupfen schon lösen. „Zurück zu den Wurzeln“ bekommt da eine völlig neue Bedeutung.

Du bist schon ein Fuchs: Statt ewig beim Hausarzt auf einen Termin zu warten, gehst du einfach in die Pharmazie um die Ecke. Apotheker tragen schließlich auch einen weißen Kittel. Eine umständliche Beschreibung deiner Wehwehchen später hat sich eine beachtliche Schlange hinter dir gebildet. Und jetzt hat die Apotheke irgendwie auch ein Wartezimmer …

Apotheken sind dir nicht geheuer. Substanzen, von denen du nicht weißt, wie sie wirken, permanent ist die Rede von Risiken und Nebenwirkungen, und den Beipackzettel bekommst du einmal entfaltet auch nie in die Packung zurück. Spätestens, wenn zwei Zwillinge grinsend in der Tür stehen und gegenseitig ihre Sätze beenden, solltest du wirklich Reißaus nehmen.

Peinlichkeit zur kalten Jahreszeit: Du kannst dem Apotheker deine „Schwellung am Bein“ nicht zeigen, ohne dir vor versammelter Kundschaft die Hose auszuziehen. Nochmal blicken lassen kannst du dich in dem Laden nicht. Und ein Medikament bekommen hast du auch nicht. Nimm’s locker. Lachen ist gesund.

Um als Apotheker in der Erkältungszeit die ganzen Bazillenschleudern abzuwehren, hast du deinen Hobbykeller geplündert: Allerdings bieten Motorradhelm, Ski-Anzug und Ofenhandschuhe vor Viren keinen ausreichenden Schutz. Jetzt fährst du alle Medikamente auf deiner aufgebauten Modelleisenbahn aus dem Hinterzimmer zu den Kranken.

Du arbeitest gerne in einer Apotheke: Sicheres Einkommen, ein großer Kundenstamm, die Leute erzählen dir ihre Leidens- und Lebensgeschichten, du verkaufst den ganzen Tag diverse Pülverchen und Pflanzenextrakte, und einen riesigen Umsatz machst du damit auch noch. Dir dämmert:
Technisch gesehen bist du ein Drogendealer mit Abschluss.

Du brauchst etwas gegen Nagelpilz und dein dringend benötigtes Viagra ist dir auch ausgegangen. Also ab in die Pharmazie um die Ecke. Vorne in der Kundenschlange angekommen, stellst du unter Schock fest, dass du ausgerechnet von einer bildhübschen Apothekerin bedient wirst. In letzter Sekunde schwenkst du um und kaufst: Ehm, Pflaster!

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