Das Debütalbum von Quintin Copper und Nas Mellow lässt aufhorchen Kultur | 30.11.2021 | Till Neumann

Quintin Copper und Nas Mellow. Mischen Soul, Funk und Jazz: Quintin Copper und Nas Mellow.

Lässig im See stehen und ein noch lässigeres Lied singen. Das können zwei junge Musiker namens Quintin Copper und Nas Mellow wie nur wenige andere. Das Duo aus Freiburg und Tübingen hat kürzlich das Debütalbum „April Dreams“ rausgebracht. Der soulige Sound sorgt nicht nur für eine wachsende Fanbase. Auch ein Freiburger Altmeister feiert ihn.

Groovende Wohlfühlnummer

Mit Keyboard, Bass und Hawaiihemd stehen die beiden im Niederrimsinger Baggersee. Quintin Copper drückt die Tasten, Nas Mellow zupft an den Saiten. Hinten schwimmt ein Mann vorbei. Was mit reduziertem Beat beginnt, entwickelt sich spätestens im Chorus zu einer genüsslich groovenden Wohlfühlnummer.

„Breathe easy“ singt Nas Mellow, der mit bürgerlichem Namen Nasir Marc Imam heißt. Warum er den Text geschrieben hat? „Es können sich alle mal ganz ordentlich entspannen“, sagt der 25-Jährige. Schluss mit Dauerstress und Hektik. Die Idee dazu hatte der Musiker mit Wurzeln in Nigeria nach einer langen Recording-Session: „Das kam wie ein Freestyle rausgeschossen.“

Soul, Funk, Rap und Jazz

Für den Tübinger Studenten fühlt sich das Leben nicht immer gut an. „Wir sind always in a rush“, sagt er. Also in Dauereile. So könne man die guten Sachen im Leben nicht sehen. „Und das bringt dir die Schule oder Wirtschaft auch nicht bei –also musst du es in Kunst packen.“

DJ Rainer Trüby

DJ Rainer Trüby (rechts) hat für das Debütalbum des Duos seine Kontakte spielen lassen.

Gemeinsam mit dem in Freiburg lebenden Quintin Copper (25) hat er das mit „April Dreams“ getan. Die neun Songs der Platte mischen Soul, Funk, Rap und Jazz. Der Laid-Back-Sound bietet Retro-Knistern, relaxte Synthies und Beats zum Kopfnicken. Dazu eine Stimme, die ins Ohr geht und da auch bleibt. Überzeugt hat das den Freiburger DJ-Altmeister Rainer Trüby. Der lernte Copper vor etwa drei Jahren bei einer Plattenbörse kennen. „Der hat sich für die richtigen Scheiben interessiert“, erzählt Trüby. Sie kamen ins Gespräch.

Kurz darauf besuchte Quintin den DJ, um noch mehr Vinyl zu bekommen. Dabei berichtete er von seiner Musik, Trüby hörte rein und war angetan. „Das kann nicht sein, dass so was aus Freiburg kommt“, dachte er sich und empfahl die beiden dem Sonar Kollektiv in Berlin. Das Musiklabel war ebenso begeistert und nahm sie unter Vertrag. Mittlerweile gibt es von „Breathe Easy“ einen Rainer-Trüby-Remix. „Der Song ist eins meiner Lieblingsstücke, aber ich mag das ganze Album“, erzählt der Mann, der einst die Fantastischen Vier auf das Sample für „Die Da?!“ brachte. Als organisch, uplifting und soulfull beschreibt Trüby den Sound. Nicht so clean wie vieles andere.

„Keine Scheu, neue Wege zu gehen“

Retro passt gut zu den zwei Studenten, die ihr Musikvideo mit wackeligen Handyaufnahmen schmücken und Effekte einbauen, die vor 20 Jahren als trendy galten. Als große Strategen geben sie sich im chilli-Interview nicht: Warum „Breathe Easy“ die erste Single geworden ist? „Das wissen wir gar nicht.“ Auch der Videodreh sei Zufall gewesen und die Bilder eher nebenbei entstanden.

Genauso zufällig sind sie zusammengekommen: Bei einer WG-Party trafen sie sich 2018 in Tübingen und nahmen gemeinsam was auf. Copper lebt mittlerweile seit drei Jahren in Freiburg. Er ist in Kanada geboren und wuchs in Kirchheim unter Teck auf. Zweimal ist das Duo bisher in Freiburg aufgetreten. Beide Shows im Artik haben sie in bester Erinnerung.

Die Chemie stimmt offenbar. Copper ist verantwortlich für die meisten Beats. Mellow textet, singt und hilft bei der Produktion. Warum sie gerne zusammenarbeiten? „Wegen seinem Perfektionismus und Einfallsreichtum – und wegen seiner Stimme“, sagt Copper. Mellow gibt das Lob zurück: „Er ist einfach sehr kreativ und hat keine Scheu davor, neue Wege zu gehen.“

Nicht in eine Schublade

Als Vorbilder nennt Mellow Stevie Wonder, Donnie Hathaway oder Tyler the Creator. Copper ergänzt auch Unbekanntere: „Neben den Stars waren für mich auch viele Leute in der nächsten Nähe Vorbilder für bestimmte Aspekte; für manche Sachen Nas Mellow selbst, oder aus der Nähe von Kirchheim Bands wie ,Yeah‘ oder das kleine Label ,Beat-bude‘.“ Sie hätten ihm gezeigt, dass man auch selbst Gutes aufnehmen kann, wenn man es wirklich will. In eine Schublade stecken lassen möchten sich die beiden nicht: „Wir wollen einfach gute Musik machen“, betont Mellow. Die komme vom Herzen, und das sei eben Soulmusik.

Fotos: © Georg Peiffer, Joergens.mi/Wikipedia