Detektiv mit Midlifecrisis: „Der große Plan“ gibt Einblicke in ein dubioses internationales System Kultur | 25.03.2018 | Erika Weisser

Das Warten hat für die auch in Freiburg recht umfangreiche Fangemeinde von Georg Dengler ein Ende: Bestsellerautor Wolfgang Schorlau hat dieser Tage den ursprünglich für November 2017 angekündigten neunten Fall seines Stuttgarter Privatermittlers auf den Buchmarkt gebracht.

Nach der Aufdeckung grober Ungereimtheiten in den NSU-Ermittlungen ist Dengler nun mitsamt seiner nicht immer ganz legal agierenden Partnerin Olga verborgenen Machenschaften im Zusammenhang mit der milliardenschweren, sogenannten Griechenland-Rettung auf der Spur. Und stößt bei seinen Recherchen zum Entführungsfall einer Mitarbeiterin des Auswärtigen Amts auf Verstrickungen von Wirtschaft, Banken, Politik und Verbrechen, die bis in die deutsche Besatzungszeit in Griechenland von 1941 bis 1945 zurückreichen.

Diese Verstrickungen sind indessen so komplex, dass Dengler, der überdies in einer für den Roman reichlich überflüssigen handfesten Midlifecrisis steckt, die Aufklärung der eigentlichen Hintergründe der Entführung der Griechenland-Expertin Anna Hartmann schlichtweg vermasselt: Er sucht zunächst auf der falschen Spur und kann sie nicht retten. Dafür gewinnt er ­– und die Leser – verblüffende Einblicke in ein dubioses internationales System von Verschuldung, Entschuldung und Umschuldung. Und die sind nicht ungefährlich.

Der große Plan
von Wolfgang Schorlau
Verlag: Kiepenheuer & Witsch, 2018
448 Seiten, broschiert
Preis: 14,99 Euro