Ein Mann ohne Eigenschaften: Kleins Große Sache Kultur | 28.07.2018 | ewei

Harald Klein kommt aus bescheidenen Verhältnissen, er ist ein durchschnittlicher, unauffälliger Typ. Zwar verfügt er über eine schnelle Auffassungsgabe und ein ordentliches Schreibtalent, doch das – und das eben abgeschlossene Philosophiestudium – garantiert ihm keine geldsorgenfreie Zukunft.

Seine wohlstandgewohnte Freundin hat ihn denn auch gleich nach dem Examen ausgemustert; sie will keinen Mann, der weniger als 8000 Euro nach Hause bringt.

Aus Rache will Klein reich werden – und bekommt prompt den mit 120.000 Franken Jahreslohn dotierten Job im Management eines Schweizer Chemieriesen, für den er sich ohne große Erwartungen beworben hatte. Von nun an pendelt der anpassungsfähige Parvenu von Freiburg nach Basel, wo er zu seinem Arbeitsplatz gelangt, indem er nur die Straße vor dem Badischen Bahnhof überquert. Dort bastelt er derart an seiner Karriere, dass er für die von ihm hochverehrten Chefs gefällige Textbausteine verfasst, mit denen sie ihre Bilanzen rhetorisch aufpeppen und den Mitarbeitern die Illusion der Zugehörigkeit zu etwas ganz Besonderem vermitteln können.

Der Erstling der Freiburger Autorin über Verteilungskämpfe auf hohem Niveau ist gut geraten: messerscharf beobachtet, bissig seziert, trefflich geschrieben.

Kleins Große Sache
von Daniela Engist
Verlag: Klöpfer & Meyer, 2017
384 Seiten, gebunden
Preis: 25 Euro