Jodelnder Simplicissimus: Der Kubanische Käser Kultur | 07.11.2019 | Erika Weisser

Der Kubanische Käser Buchcover

Hätte Noldi Abderhalden an jenem bitterkalten Februartag im Jahr 1620 seine Finger – und weiterreichenden Absichten – von der -Heidi gelassen, wäre es nicht so weit gekommen mit ihm. Dann hätte der verschmähte Liebhaber sich nicht mit Branntwein betäuben, Zuflucht auf dem Chüeboden oberhalb Alt-St.-Johann suchen und dort sein herzzerreißendes Elend aus sich heraus und über das Toggenburger Land hinweg jodeln müssen.

Dann wäre der arme Schlucker auch nicht geradewegs und sternhagelvoll vor den Füßen eines Söldner-Anwerbers der spanischen Armee gelandet. Und hätte sich vermutlich auch niemals verpflichtet, als Reisläufer für die Katholischen in den Krieg zu ziehen, der 30 Jahre dauern sollte. Für den gerade 16-jährigen Chäser allerdings nicht: Sein raues Soldatenleben ist von kurzer Dauer infolge allerhand erstaunlicher Ereignisse, die ihm unterwegs widerfahren und ihm schließlich die Verbannung nach Kuba bescheren.

Dort kommt der wortkarge Noldi bestens zurecht: Neben weit genug entfernten Nachbarn und den richtigen Zutaten für einen gescheiten Käse findet er mit Consuelo auch eine Frau, die mit ihm nicht nur im Jodeln übereinstimmt. Eine hinreißende Simplicissimus-Geschichte, erzählt mit viel Wortwitz und unbändiger Fabulierlust.

Der Kubanische Käser Buchcover

Der Kubanische Käser
von Patrick Tschan
Verlag: Zytglogge, 2019
185 Seiten, gebunden
Preis: 26 Euro