Kleines Baby, große Liebe: Fatcat wollen international durchstarten STADTGEPLAUDER | 02.06.2019 | Till Neumann

Neue EP, neues Level: Die Power-Funk-Formation Fatcat hat „Love Child“ veröffentlicht. Sechs neue Songs auf einer Platte, die unterstreichen: Die acht Freiburger beherrschen ihr Handwerk.

Wie die Tracks live klingen, hat die Band kürzlich im ZDF-Morgenmagazin gezeigt. Am frühen Morgen schüttelten sie zwei Dinge aus dem Ärmel, die andere noch am Nachmittag vergeblich suchen: Energie und Groove. Warum dieses Jahr ein besonderes ist, erzählen Sänger Kenny Joyner und Bassist Fabian Gyarmati-Buchmüller in ihrem neuen Hauptquartier.

Gewerbegebiet Gundelfingen. Über eine Treppe geht’s ins Untergeschoss eines ziemlich unspektakulären Gebäudes. Gleich zwei Klingeln sind an der Tür: Regie und Rehearsal Room. Ein paar Schritte weiter landet man dort, wo die Fatcats sich vor einem Jahr eingerichtet haben. Zum Proben, Aufnehmen und Ausspannen.

Die neue EP ist das erste Release, das sie dort in Eigenregie aufgenommen haben. Der Titel „Love Child“ steht auch für Unabhängigkeit: „Das Thema Liebe und deren Abwesenheit zieht sich durch die Platte“, sagt Sänger Kenny Joyner. „Als Band brauchen wir keine feste Partnerschaft mit einer anderen Firma, um unser Baby zu zeugen“, erklärt der 30-Jährige.

Die Gruppe zieht ihre Kraft aus Zusammenhalt, sagt Gyarmati-Buchmüller: „Wir erleben zusammen Krisen und super frustrierende Momente, aber auch welche der glücklichsten Augenblicke, die man im Leben hat.“ In diesem Jahr sei das besonders. Man wachse gemeinsam, mache die nächsten Schritte. Alle seien dicke Freunde.

„2019 ist speziell, ein Reifeprozess“, sagt der 28-Jährige. Und ergänzt: „Eigentlich darf ich gerade gar nicht hier sein, in drei Wochen muss ich meine Masterarbeit abgeben.“
Es trotzdem zu tun, zeigt: Der Fokus ist groß. Dafür nehmen es die Musiker in Kauf, ohne Einkommen zu ackern. Alle Bandeinnahmen gehen in die gemeinsame Kasse. Und werden in die Band investiert.

„Ich sehe uns wie ein Start-up, wir sind in der Investitionsphase“, sagt Gyarmati-Buchmüller. Wichtig sei, voranzukommen und sich international einen Namen zu machen. Ein Paukenschlag dafür war der Auftritt 2017 beim Montreux Jazzfestival am Genfer See. „Das war fett, auf der Bühne direkt am Wasser im Sonnenuntergang als letzter Act des Tages“, schwärmt Joyner.

Vor mehreren Hundert Leuten außerhalb von Freiburg zu spielen, ist normal geworden. Zufrieden gibt sich die Band damit nicht. „Wir wollen es live ausbauen und einfach abliefern“, sagt Joyner. Kürzlich waren sie in einem Tanzstudio, um an ihrer Performance zu arbeiten.

Gerne würden sie das neu Gelernte auch mal in den USA zeigen. Der Plan, dort zu touren, stehe schon länger im Raum, sei aber bisher am Finanziellen gescheitert. Zusammen um die Häuser ziehen, ist dafür seltener geworden. Doch kürzlich sei es mal wieder hoch hergegangen. Drei Bandmitglieder wurden krank danach. Fit zu sein ist bei ihrem engen Programm Pflicht. Echte Cats haben aber auch mal einen Kater.

Live: Fatcat spielen am 3. August im ZMF-Spiegelzelt.

Foto: © Felix Groteloh

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