Koalas an der Quelle: Eucalypdos mögen es meditativ Kultur | 04.07.2020 | Till Neumann

Band Koalas

Erfolgreiches Crowdfunding, verhageltes Release: Nach turbulenten Zeiten präsentieren Eucalypdos ihr Debütalbum „Nueva Esperanza“. Das Gitarrenduo will damit Hoffnung säen. Mit meditativen Klängen, Sprachenvielfalt und einem neuen Bandmitglied.

Musiker lassen sich gerne in stylischen Studios oder verruchten Hinterhöfen ablichten. Eucalypdos tun es lieber in der Natur. Fürs Foto steigen sie direkt ins Wasser. Das Rauschen des Dorfbachs im Vauban mischt sich unter die Klänge ihrer Instrumente.

Der Ort sagt viel über die drei Musiker. Frederik Schmid, Benedikt Grundberger und Christian Heymer haben Hang zum Tiefgang. Bei ihnen gibt’s Entschleunigung statt Eskalation. Mit ihrer Musik drücken sie Naturverbundenheit aus – zurück zur Quelle lautet die Devise.

Hypnotische Klänge entlocken sie auch ausgefallenen Instrumenten. Beim Pressetermin sind das eine Bandurria (ein Saiteninstrument aus Peru), ein Rav Vast (ähnlich einer Handpan) und eine Shrutibox aus Indien.

Ihre Musik ist eine Reise – im wahrsten Sinne des Wortes. Einige Songs sind bei einem Südamerika-Trip entstanden. Dort zogen sie 2017 mit einem Bollerwagen durch die Länder. Jetzt singen sie auf Spanisch, Englisch, Sanskrit und Deutsch von ihren Erfahrungen. Oft mehrstimmig. Teils gleichzeitig in verschiedenen Sprachen.

„Out of Contact“ heißt ihr Opener. Akustische Gitarren bereiten da den Klangteppich für einen Trip mit geschlossenen Augen: „I don’t wake up, I keep on dreaming cause my eyes don’t see what you call reality.“ Wer zuhören will, muss sich reinfühlen. Ausklinken aus der hektischen Konsumwelt. „In the Clouds“ geht der Frage nach, ob Menschen sich im Arbeitswahn verlieren. „Navajo“ erzählt von fehlendem Respekt der westlichen Welt gegenüber indigenen Völkern. „Erwachen“ handelt von Wiedergeburt.

Hoffnung wollen sie machen mit ihrer Musik. Der mehrdeutige Titel „Nueva Esperanza“ steht für eine kaputtgegangene Gitarre Grundbergers, die er Esperanza nannte, aber auch für die Natur, in der sie Hoffnung finden. Und er steht für die Hoffnung auf ihre eigene Zukunft als Musiker.

7000 Euro über Crowdfunding fürs Debütalbum „Nueva Esperanza“

2010 haben Schmid und Grundberger zu zweit angefangen. Seit Ende 2019 sind sie reine Berufsmusiker. Teilzeitjobs in Kita und Schule haben sie aufgegeben. Über die Runden kommen sie gerade so. Auch die Corona-Krise hat ihren Teil dazu beigetragen. Nach einem „sehr erfolgreichen“ Crowdfunding mit 7000 Euro Ertrag gibt es das erste Album. Der Shutdown verhagelte die geplante Releaseparty in der Mensabar. Einen richtigen Releasetag haben sie dann erst gar nicht festgelegt.

Bisher tragen sie die Krise mit Fassung. Zu tun ist genügend. Seit Oktober ist Heymer neu im Team. Der IT-Experte des Freiburger United World Colleges kümmert sich um Percussion, Gesang, Didgeridoo und Querflöte. Aus dem Duo ist ein Trio geworden. „Wir brennen darauf, uns weiterzuentwickeln“, sagt Grundberger.

Albumcover Koalas

Tierisch entspannt: Das Album-Cover kommt mit einem Koala-Gitarristen daher. Er ist Maskottchen der weitgereisten Band.

Die nötige Gelassenheit haben sie – ganz wie ihr Maskottchen auf dem CD-Cover: ein bunter Koala mit zwei Gitarren. Gefüttert wird der natürlich mit Eucalyptus, daher auch ihr Bandname. Das spanische „dos“ darin steht für Zwei. Ein Zeichen der Freundschaft zwischen Schmid und Grundberger.

Mit einer wachsenden Fanbase in der Regio hoffen die „Eucas“ jetzt auf größere Bühnen und Festivals. „Wir sind oft ohne Plan, werden aber immer belohnt“, sagt Schmid und lacht. Man könne sagen, das sei völlig naiv. „Aber es funktioniert.“

Zu verträumt mag das für manche klingen. Auch ihrer Musik kann man das vorwerfen. „Eso-Spiri-Witze sind wir gewohnt“, sagen die Musiker und lachen. In den Anden spielten sie auf einem Festival mit Rausch und Schamanen. „Medicinal Music“ nannte der Festivalpromoter ihren Sound. Wissenschaftlich bestätigt ist das nicht. Eine beruhigende Wirkung hat ihre Musik aber zweifelsohne.

Als Trio wollen sie jetzt einen draufsetzen. „Der Sound soll fetter und tanzbarer werden“, sagt Grundberger. Am Album sind sie gewachsen. Die Band tut es auch. Im Prinzip halten sie es wie ihr Koala-Maskottchen: locker und hungrig bleiben. Dann wird alles gut.

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Foto: © Till Neumann