Konstantin Wecker mit „Weltenbrand“ am 8. November im Konzerthaus Freiburg Kultur | 06.11.2019 | Erika Weisser

Konstantin Wecker

Mit seinem Programm „Weltenbrand“ gastiert Liedermacher Konstantin Wecker am 8. November im Konzerthaus Freiburg. REGIO-Redakteurin Erika Weisser hat mit ihm gesprochen.

Von „Poesie und Widerstand“ zu „Weltenbrand“. Ist da eine Mahnung zu vernehmen, dass es zu einem neuen Krieg, zu einem neuen Faschismus kommen kann?
Ich habe diesen Titel bewusst gewählt, weil er erinnern soll an die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Im Programm lese ich auch Gedichte von Mühsam, Kästner, Brecht und Masha Kaleko, denn es ist mir sehr wichtig zu zeigen, welch unglaublich spannende Epoche des kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Aufbruchs das damals war. Eine wunderbare Zeit, in der so viel möglich war wie nie zuvor in Deutschland – und die durch die Machtergreifung der Nazis auf einen Schlag kaputt gemacht wurde. Deshalb müssen wir heute immer wieder darauf hinweisen, müssen darüber aufklären, was alles Schreckliches passieren kann, wenn wir nicht aufpassen.

Im titelgebenden Lied des Programms singen Sie: „Trotzdem: was hält dich im Spiel?“ Was hält Sie im Spiel? Was gibt Ihnen Zuversicht und Ihren widerständigen Mut?
Ich bin ganz sicher, dass die schweigende Mehrheit immer noch anders als in völkischen Kategorien denkt. Doch leider schweigt sie. Deshalb gilt es, jenen, die mit dem Herzen denken, Mut zu machen. Und in vielen meiner Konzerte habe ich erfahren, dass ich mit meiner Poesie diese Menschen ermutigen kann, sich zu engagieren. Und den gleichen Mut, den ich meinem Publikum vermittle, den beziehe ich gerade auch von diesem Publikum. Die ganzen Leute, die ähnlich denken und fühlen wie ich, geben mir viel Kraft. Da ist eine großartige Wechselwirkung. Alleine am Schreibtisch würde ich möglicherweise zum Zyniker werden.

Sie sagen also, dass die sich derzeit allenthalben abzeichnende Entwicklung nach Rechts aufgehalten werden kann, indem viele sich gegenseitig Mut und Kraft geben und dabei die Poesie nicht vergessen?
Unbedingt. Da bin ich mir ganz sicher. Wir müssen nur entdecken, dass unsere Utopien, die Vorstellung eines friedlichen Miteinanders und einer herrschaftsfreien Welt, eigentlich die Wirklichkeit sind. Auch wenn viele sagen, ich sei ein Träumer. Doch das bin ich ebenso wenig wie die wunderbaren Leute von Fridays for Future.

Foto: © Thomas Karsten