Lob der Beharrlichkeit: Buch "Ma" von Ava Cissoko als Tipp Kultur | 06.11.2017

„Ce numa nini ca furu“, sagt Ma Massiré Dansira zu ihrer Tochter, als ihr deren Ausflüge in die selbstbestimmte Eigenständigkeit zu viel werden: Such dir einen guten Mann und heirate ihn.

Dabei hat die Mutter, die mit 15 Jahren als Drittfrau ihres Mannes aus Mali nach Frankreich kam, das halbwüchsige Mädchen immer verteidigt, wenn traditionell denkende Nachbarinnen ihr einen Ehemann verpassen wollten.

Standhaft hatte die selbst zwischen Tradition und Moderne schwankende, mittlerweile verwitwete Frau den Kupplerinnen stets die Tür gewiesen: Aya werde erst die „faransi lecoli“, die französische Schule, beenden und dann den Beruf und den Mann, mit dem sie leben wolle, selbst wählen. Doch jetzt findet sie, dass der Bogen überspannt sei: Aya liebt einen Araber – und will Boxerin werden …

Das wurde sie auch: Aya Cissoko übertrug ihren aus der Widersprüchlichkeit ihres Daseins resultierenden Kampfgeist auf diesen Sport, hörte nicht auf den Rat ihrer Mutter und wurde 2006 Amateur-­Boxweltmeisterin.

Heute ist sie Politikwissenschaftlerin – dank der von Ma geerbten Beharrlichkeit, die ihr als Jugendliche zwar oft peinlich war, die sie in ihrem von der Freiburgerin Beate Thill übersetzten autobiografischen Roman jedoch sehr lobt und bewundert. Eine interkulturelle Fundgrube.

Text: Erika Weisser

Ma
von Aya Cissoko
Verlag: Wunderhorn, 2017
180 Seiten, gebunden
Preis: 24,80 Euro