Lustig, mitfühlend, absurd: "Jürgen" von Heinz Strunk als Buch-Tipp Kultur | 04.06.2017

Was soll man auch machen? Fast vierzig Jahre alt, ein Job als Pförtner einer Tiefgarage, der einzige Kumpel ein im Rollstuhl sitzender Querulant und falls, ja falls man wirklich mal eine Frau in die kleine Wohnung mit hochnehmen würde, dann würde die pflegebedürftige Mutter bestimmt alles daransetzen, dass der Romantikfaktor möglichst gering bliebe. Jürgen Dose hat es also nicht leicht im Leben. Doch er erträgt es scheinbar frohgemut. Immer einen flotten Spruch auf den Lippen, immer positiv denken, immer eine tolle Idee, wie das mit der Damenwelt noch klappen könnte.

Irgendwann sitzen er und sein nöliger Kumpel Bernd mit anderen armen Willis im Schnelltransporter der Firma Eurolove Richtung Polen, wo es angeblich Traumfrauen satt gibt. Der Leser ahnt es: Die Liebe werden die beiden auch dort nicht finden.

Der Hamburger Autor, Musiker und Entertainer Heinz Strunk hat mit „Jürgen“ sein mittlerweile siebtes Buch vorgelegt – und er ist damit an seine Wurzeln zurückgekehrt. Schade eigentlich. Denn nach dem famosen, vom Feuilleton gefeierten Roman „Der goldene Handschuh“ (2016), der die Geschichte des Hamburger Mörders Fritz Honka erzählt, hatte man sich ein ähnlich hohes literarisches Niveau erhofft. „Jürgen“ hingegen ist eine fein gezeichnete Milieubeschreibung, lustig, mitfühlend, absurd. Nicht weniger, aber leider auch nicht mehr.

Text: dob

Jürgen
von Heinz Strunk
Verlag: Rowohlt, 2017
256 Seiten, gebunden
Preis: 19,95 Euro