Magischer Realismus: Premierenlesung von Thomas Erles „Das Gesetz“ Kultur | 08.10.2019 | Erika Weisser

Cover "Das Lied der Wächter"

Drei Bücher mit jeweils ungefähr 400 Seiten in etwas mehr als einem Jahr. Für den Emmendinger Autor Thomas Erle war das „schon eine extreme Herausforderung“. Diese meisterte der ehemalige Lehrer, der schon seit geraumer Zeit im Ruhestand lebt, „nur mit einem ganz rigorosen Tagesablauf mit etwa acht Stunden Arbeit“: Seit der Jahreswende 2017/18 schrieb er an fünf Tagen pro Woche 20 bis 30 Seiten, dabei gab er sich einen Tag frei, einen weiteren reservierte er „als Puffer für unproduktive Tage, an denen einem nichts Gescheites einfällt“.

Diese müssen selten gewesen sein. Die im Schwarzwald angesiedelte Roman-Trilogie namens „Das Lied der Wächter“ ist gut durchdacht, zeugt von exakter und umfassender Ortskenntnis und weist einige schöne Spannungsbögen auf. Die Handlung bleibt – trotz mehrerer ineinander verwobener Erzählstränge, trotz magisch-irrealer Elemente und trotz der zahlreichen Figuren, die die Wege des Protagonisten Felix kreuzen – durchgehend übersichtlich. Doch vorhersehbar ist sie nicht, an keiner Stelle.

Denn dieser Felix gerät auf seiner Wanderschaft immer wieder in höchst gefährliche Situationen mit ungewissem Ausgang; viele seiner Wege werden zu Irrwegen mit unerwarteten Wendungen. Doch der 16-jährige Schüler nimmt die Risiken bewusst in Kauf – aus Neugier, Abenteuerlust und dem Drang, seine Eltern zu suchen. Diese waren vor 16 Jahren, zum Zeitpunkt des Atomreaktorunfalls in Fessenheim, im Schwarzwald unterwegs und sind seither in dem streng abgeschirmten Sperrgebiet verschollen.

In den beiden ersten Bänden der Trilogie, die dem Genre des magischen Realismus zugeordnet werden kann, erkundet Felix den inzwischen weitgehend von der Natur zurückeroberten Schwarzwald, verbringt einen Sommer mit den wiedergefundenen Eltern und seinen jüngeren, nach der Reaktorkatastrophe geborenen Geschwistern, bricht erneut auf und trifft die faszinierende Chiara, die er am Ende wieder aus den Augen verliert. Im dritten Band sucht er nach ihr – und nach der Lösung des Rätsels um die unsichtbare Kraft, die in der Sperrzone wirkt und alles Leben bedroht. Dabei stößt er an seine Grenzen und ist kurz davor, aufzugeben.

„Das Gesetz“ erscheint am 9. Oktober; Premierenlesung ist am 10. &11. Oktober in der Stadtbücherei Emmendingen. 

 

Cover "Das Lied der Wächter"

 

Das Lied der Wächter – Das Gesetz
von Thomas Erle
Verlag: Gmeiner, 2019
416 Seiten, Klappbroschur
Preis: 15 Euro