Mitten im Leben: Festival „Open Art“ bringt Kunst in Cafés, Kirchen & Co. Kultur | 12.05.2018 | Tanja Senn

Installationen am Dreisamufer, Fotografien im Modegeschäft oder eine Performance im Lieblingscafé: Das Freiburger Festival „Open Art“ will Kunst mitten ins Leben bringen. Für jeden. Ohne Hemmschwelle. Ohne Eintritt.

Dafür zeigen mehr als 50 Künstler ihre Werke an Orten, die mit Kunst sonst wenig zu tun haben.

An neun Tagen im Mai verwandeln sich in Freiburg und Umgebung ganz alltägliche Orte in Kunstoasen. Wer dann die Maria-Magdalena-Kirche im Rieselfeld betritt, kann die Werke aus Schafwolle der Isländerin Jóhanna Árnadóttir bewundern. Im Feinkostgeschäft Degusto am Hauptbahnhof zeigt Rachel Schons ihre Gemälde, die an Fotografien aus einem fahrenden Zug erinnern. Und die Archäologische Sammlung erwacht bei der Tanzveranstaltung von Ass-Ocean zum Leben.

An 59 solcher Orte zeigen Künstler aus dem In- und Ausland ihre Gemälde, Fotografien, Installationen und Skulpturen ebenso wie Performances, Tanz oder Videos. „Wir wollten eine Plattform schaffen für Künstler aller Richtungen“, sagt Alfonso Lipardi, der das Festival zusammen mit sieben weiteren regionalen Künstlern zum zweiten Mal ehrenamtlich organisiert. „Uns war nur wichtig, dass die Aktionen etwas mit dem Ort zu tun haben, an dem sie stattfinden oder sich auf deren Alltag beziehen.“

Dreisam oder Archäologische Sammlung: „Open Art“ bringt Kunst in den öffentlichen Raum.

Die erste Herausforderung dabei ist, dass die Kunst überhaupt als solche wahrgenommen wird. Schließlich gibt es keine Museumsräume, die den Werken allein durch ihren Rahmen Bedeutung verleihen. So habe es beim ersten Festival vor zwei Jahren etwa eine Installation in einem Freiburger Stoffgeschäft gegeben, erzählt Festival-Mitorganisatorin Rita Maria Linke: „Einige Kunden haben zunächst gedacht, das wären Muster vom Laden.“

Die Künstler sind deswegen auch immer wieder vor Ort, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen – und sich auch mit Kritik auseinanderzusetzen. Für den Austausch gibt es in diesem Jahr erstmals drei Treffen: Ein Picknick beim T66 Kulturwerk, eine Abendveranstaltung in der Passage 46 und ein Mittagstreff im E-Werk-Restaurant Fluxus. Eingeladen ist jeder: Egal, ob kunstinteressiert oder nicht.

„Das ist das Tolle an dem Festival“, so Lipardi. „Die Hemmschwelle, ein Museum zu betreten, fällt weg. So erreichen wir nicht nur Kunstinteressierte, sondern einen viel größeren Kreis an Menschen – direkt in ihrem Alltag.“

Info

Open Art
12. bis 20. Mai
Freiburg & Umgebung
Eröffnung: Samstag 12. Mai, 11 Uhr, Augustinerplatz

Fotos: © Open Art