Musik-Tipp: „Miss Anthropocene“ von Grimes Kultur | 26.03.2020 | Philip Thomas

GRIMES Musik Cover

Grimes ist zurück. Und die Erwartungen sind hoch: Fünf Jahre sind seit dem vorerst letzten Album „Art Angels“ vergangen. An der Scheibe ließ die unkonventionelle Künstlerin selbst kein gutes Haar. Als „Stück Scheiße“ bezeichnete die 31-Jährige die sehr persönlich geratene Brücke aus Indie und Pop im Nachhinein.

Die erste Single-Auskopplung, der schrille New-Metal-Banger „We Appreciate Power“, fixte die Fans dann vor fast zwei Jahren für das nun erschienene Miss Anthropocene an. Es könnte leider fast das stärkste Stück der Platte sein. Denn das Wohlwollen ist nach der gelungen-gehauchten Eröffnung „So Heavy I Fell Through The Earth“ mit einfachen, aber effektiven Drums schnell verflogen: Das anschließende „Darkseid“ ist mit unnötig gepitchten, fast schlumpfhaften Vocals der taiwanesischen Rapperin PAN jedes Mal ein Griff zur Skip-Taste.

Der Rest läuft aber durch. Themen wie innere Dämonen, Gewalt und Verlust sind zwar nicht neu, durch die aufwendige Produktion aber musikalisch stark verpackt. Wie wichtig diese Verpackung für das Werk ist, wird auf „4AM“ deutlich – der treibende Song kommt praktisch ohne Lyrics aus. Schummrig-schönes Goth- Pop-Album mit Schönheitsfehlern, das seinen ganzen Zauber erst nach mehrfachem Hören entfalten kann. 

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Grimes
Miss Anthropocene
Pop
3 von 5 chilli-Schoten