Pan.Optikum erhält zum zweiten Mal Millionen-Förderung Kultur | 29.10.2020 | Arwen Stock

Pan.Optikum

Es gibt viele im Schwarzwald – die hidden Champions. Doch nicht nur unbekannte, global agierende Unternehmen verdienen dieses Prädikat. Auch die Kultur treibt hier ungeahnt internationale Blüten: Fürs Projekt „People Power Partnership“ erhält das Aktionstheater Pan.Optikum aus Freiburg rund zwei Millionen Euro EU-Förderung.Die Maximalsumme aus dem Topf.

„Dass ein Lead-Partner zwei Mal gefördert wird, gibt es nicht sehr häufig“, verweist Geschäftsführer Matthias Rettner auf das Vorgängerprojekt „Power of Diversity“, das bereits 2014 mit rund einer Million Euro unterstützt wurde. Zudem war es das erste große Kooperationsprojekt unter künstlerischer Leitung aus Baden-Württemberg, das überhaupt den Zuschlag der EACEA, der Education, Audiovisual and Culture Executive Agency der EU-Kommission, bekam. Rückblickend war es eines der fünf erfolgreichsten Projekte dieser Förderphase. Bei „Power People Partnership“ sind nun 14 Partner aus elf europäischen Ländern dabei, darunter Straßen- und Theaterfestivals, Theaterhäuser, freie Gruppen, städtische Bibliotheken und fürs Monitoring auch die PH in Freiburg.

Pan.Optikum

Eindrucksvoll: Mit „Power of Diversity“ brachte das Freiburger Aktionstheater Pan.Optikum ein multinationales Ensemble mit jungen Menschen aus der EU auf die Bühne. Nun steht das nächste große Kooperationsprojekt in den Startlöchern.

Sigrun Fritsch, Regisseurin und künstlerische Leiterin, erklärt den Ablauf: „In der ersten Phase reisen wir zu den Partnern und wählen jeweils acht junge Menschen, also insgesamt 104, aus.“ Durch die Pandemie ist das Projekt nicht nur künstlerisch, sondern auch organisatorisch eine Herkulesaufgabe. Die Auserwählten entwickeln das Stück zunächst vor Ort miteinander. Ab Mai 2021 geht die Arbeit im Austausch mit acht Kollegen eines anderen Partners weiter. Im Sommer 2022 finden die Proben mit jeweils vier Partnergruppen statt, die zusammen für zwei Wochen in die Freiburger Lokhalle eingeladen werden. 2023 und 2024 tourt das Projekt durch die Welt.

Doch bis zur Bühnenreife müssen alle Beteiligten von „People Power Partnership“ zunächst ihre Mobilität und Zusammenarbeit unter Beweis stellen. „Das Stück ist so eine Art Entwicklungsprojekt“, beschreibt Fritsch das Konzept, das in einer Mischung aus Performance, Installationen und Hip-Hop münden soll. Außerdem sind bei den Pan.Optikum-Projekten immer auch Ton-, Licht- und Bühnentechniker an der künstlerischen Entwicklung beteiligt. Auf Tour gehen dann rund 40 Reisende aus vier Ländern. „People Power Partnership“ wird von allen Partnern als ein Festival-Höhepunkt in ihrer Heimatstadt aufgeführt. Auch das Publikum kann sich mit einer App einstimmen. Die Shows im öffentlichen Raum sollen alle Gesellschaftsschichten erreichen.

„Es ist die härteste Form der Kunst, keinen Eintritt zu nehmen“, kennt Fritsch die Regeln der Straße: Man muss die Leute faszinieren, sonst gehen sie. Pan.Optikum kann sich das aufgrund der Planungssicherheit dank der institutionellen Förderung der Stadt Freiburg und des Landes Baden-Württemberg leisten.

Diese konnte sie auch beim Antrag für die EU-Gelder einbringen, denn bei einem Zuschlag verdoppelt die Agentur jedem Partner die eingebrachten Mittel. So stehen den Freiburgern und Partnern fürs aktuelle Projekt rund vier Millionen Euro zur Verfügung. Und dass das Aktionstheater faszinierende Arbeit leistet, das haben die Projekte von Fritsch und Rettner schon unzählige Male bewiesen: in Freiburg zuletzt beim Neujahrsempfang genauso wie bei Shows am anderen Ende der Welt.

Fotos: © Jennifer Rohrbacher