Potente Poeten – Der Freiburger Dominik Heißler ist jetzt Landesmeister im Poetry Slam Kultur | 02.06.2024 | Erika Weisser

Dominik Heißler Dominik Heißler ist baden-württembergischer Landesmeister im Poetry-Slam

Der große Bühnensaal des E-Werks ist auch auf dem letzten Platz besetzt. Vorwiegend junge, aber auch einige ältere Menschen wollen das Finale der heuer in Freiburg angesiedelten Poetry-Slam-Landesmeisterschaften erleben. Aus ganz Baden-Württemberg sind potente Poet·innen angereist; nach den Viertel- und Halbfinals slammen hier gleich acht Kandidat·innen um die Wette. Und um die drei Plätze, die die Tür zur deutschsprachigen Meisterschaft öffnen.

Gleich drei Freiburger·innen sind unter den Finalisten. Und nach umjubelten Vorträgen und einer spannenden Dreier-Stichrunde macht schließlich einer von ihnen das Rennen: Dominik Heißler. Mit 64,7 von 70 möglichen Punkten. Dicht gefolgt von der ebenfalls in Freiburg lebenden und dichtenden Marie Lemor, die sich den zweiten Platz mit Evelyn Krutsch aus Reutlingen teilt. „Gebt alles!“, fordert Moderator Ansgar Hufnagel das Publikum zu tosendem Applaus auf: Gleich zwei Freiburger·innen fahren zum deutsch-schweizer-österreichisch-luxemburgischen Spoken-Word-Titel-Wettbewerb, der im November in Bielefeld über die Bühne geht.

Ansgar Hufnagel und zwei weitere Dichter

Ansgar Hufnagel (r.) und zwei weitere Dichter warten auf ihren Aufrritt bei der ersten Freiburger Buchmesse

„Einfach fantastisch“ findet das auch der frischgebackene Landesmeister dieses literarischen Genres, das laut Bundesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes „an die hohe Kunst der antiken und mittelalterlichen Dichter- und Rednerwettstreite anknüpft“. Der 33-Jährige, der als Lehrer in Waldkirch und als freier Journalist in Freiburg arbeitet, ist auch Tage nach dem Titelgewinn noch „einigermaßen verwirrt“. Gerechnet hat er nicht damit: „Für mich war es schon die höchste Adelung, überhaupt ins Finale zu kommen. Mehr habe ich gar nicht erwartet. Deshalb war ich in der Schlussrunde richtig entspannt. Vielleicht lag’s daran; es ist ja immer irgendwie ein Glücksspiel“, bescheidet sich der glückliche Gewinner.

Natürlich komme es aber auch aufs Können an. Die besagte „hohe Kunst“ des Vortrags spiele eine Rolle, sicher auch die überzeugende Kombination von Inhalt und literarischer Qualität eines Textes. Dieses „Komponieren von Worten“ mag er besonders, sowohl in der Poetry als auch im Journalismus. Er recherchiere viel, erzählt Heißler, der als Jugendlicher erste Gedichte verfasste und 2016 zum ersten Mal auf einer Bühne stand. Und dann feile er so lange an den Texten, bis sie ihm gefallen – oder auch Kolleg·innen in der „sehr bunten, vielfältigen und lebendigen“ Freiburger Poetry-Szene, in der er sich regelmäßig bewegt.

Oft, sagt der Vater eines einjährigen Sohns, verarbeite er persönliche Erfahrungen. Etwa das langsame Sterben seines Vaters vor einem Jahr – mit diesem Text bestritt er die schließlich gewonnene Stichrunde im E-Werk. Oder seinen Alltag als Deutsch-als-Fremdsprache-Lehrer – mit dieser Abhandlung über die Tücken der deutschen Sprache kam er ins „Dreierstechen“. Nicht nur rhythmisch und zungenbrecherisch, sondern auch witzig, spitzfindig und ziemlich treffgenau beschreibt er die Verwirrung, die diese fallstrickreiche Sprache bei jenen auslösen kann, die sie erlernen (müssen).

Buchcover: Poetry Slam Freiburg

Poetry Slam Freiburg
Das zweite Buch
Hrsg.:
Cäcilia und Ansgar Hufnagel
Verlag: Dichterwettsreit deluxe, 2024
170 Seiten, Paperback
Preis: 12,95 Euro

Dieser Sammelband mit Poetry von 24 Freiburger Autor·innen enthält auch einen Text von Dominik Heißler zum Thema „Heimat“.

Fotos: © Tobias Heyel, ewei