Raus aus der Nische: „bauschen und biegen“ bringt Literatur in den öffentlichen Raum Kultur | 23.10.2019 | Erika Weisser

Wenn der Hannoveraner Autor Juan S. Guse am 25. Oktober im Kreativpark in der Lokhalle Freiburg Passagen aus seinem kürzlich erschienenen Roman „Miami Punk“ liest, ist das schon die dritte von der jungen, unabhängigen Freiburger Lesereihe „bauschen und biegen“ organisierte Veranstaltung in diesem Jahr.

„Bauschen und biegen“ – das sind Frederik Skorzinski, Fabienne Fecht und Clara Kopfermann. Vor einem Jahr haben sie diese Lesereihe ins Leben gerufen, die in Freiburg zu einer Konstante werden soll. Mit ihr wollen sie vornehmlich jungen, noch nicht etablierten Autoren und deren Themen eine Plattform bieten, die diese Literatur mit anderen kulturellen oder soziokulturellen Bereichen verknüpft.

Dabei, sagt Skorzinski, gehe es dem „bauschen-und-biegen“-Trio etwa auch darum, das „Partyvolk“ anzusprechen: „Man kann natürlich einfach zu irgendeiner Party in irgendeinem Club gehen. Man kann aber genauso gut einfach auf einer Party sein, dort die spannende Lesung eines gleichaltrigen Schriftstellers erleben und in den anschließenden Gesprächen möglicherweise erkennen, dass die eigenen Anliegen mit denen von vielen anderen übereinstimmen.“ Gerade das Fiktionale, erläutert er, könne da neue Denkanstöße und Perspektiven schaffen.

Mit dieser Art von Literaturvermittlung haben Skorzinski und Kopfermann schon einige Erfahrung: Drei Jahre lang kuratierten sie die vom Freiburger Literaturhaus veranstaltete Reihe „Zwischenmiete“, die studentische WG-Bewohner und -Besucher mit jungen Schriftstellern zusammen- und miteinander ins Gespräch bringt. Nach dem Konzept der neuen Lesereihe, zu der nun auch Fecht gehört, soll Literatur aber auch zusehends den öffentlichen Raum einnehmen, „dorthin gebracht werden und dort stattfinden, wo die Leute einfach so zusammenkommen“.

So könne Literatur selbst zum zwanglosen und niedrigschwelligen Treffpunkt für Schreibende und Lesende werden. Und eine Lesung zum „Medium des sozialen Diskurses mit Expertendiskussion“: Hier treffen Autoren auf Leute, die von Berufs wegen mit den in ihren Büchern behandelten Problemfeldern zu tun haben. Bei der Lesung mit Bettina Wilpert hat das Team diesen Ansatz schon praktiziert: Über ihr „Nichts, was uns passiert“ und die dort thematisierte sexuelle Grenzüberschreitung debattierte das Publikum außer mit der Autorin auch mit der Sexualstrafrechtlerin Claudia Meng und Anna-Sophia Clemens vom Awareness-Team des Vereins „samt&sonders – Initiative für soziokulturelle Abenteuer“.

Zu der Lesung mit Juan S. Guse, dessen „Miami Punk“ unter anderem neue Formen und die Zukunft der Arbeit zum Thema hat, wollen die Veranstalter ebenfalls Experten in den Kreativpark einladen. Namen nennen sie indessen noch nicht.

Cover

Miami Punk
von Juan S. Guse
Verlag:
S. Fischer
640 Seiten, gebunden
Preis:
26 Euro
Lesung:
Freitag, 25. Oktober, 20 Uhr
Kreativpark Lokhalle Freiburg
Paul-Ehrlich-Straße 7

samt-sonders.de

 

Foto: © Juli Richter