„Rock ’n’ Roll ist tot“: Vier Fragen an Dirk Dietrich von ddd-music Kultur | 20.12.2018 | Till Neumann

30 Jahre lang war das Musikgeschäft ddd-music in Freiburg eine Institution. Am 22. Dezember macht es dicht. Inhaber Dirk Dietrich (54) erzählt im Interview mit Till Neumann, warum der Laden zuletzt keinen Spaß mehr gemacht hat.

Herr Dietrich, warum schließen Sie?
Das Aus hat sich über Jahre abgezeichnet. Früher war das eine spannende, ja erotische Branche. Heute geht es immer weniger um das Produkt, sondern vor allem um Businesspläne und Online-Preiskämpfe. Das ist unerotisch geworden.

Der Ladenverkauf ist schwierig?
Ja. Die Margen als Einzelhändler schwinden. Der Job macht mir aus mehreren Gründen sukzessive weniger als keinen Spaß mehr. Pleite bin ich entgegen mancher Gerüchte aber ganz und gar nicht. Für die Schließung gibt’s zwei Primärfaktoren: die Lieferanten und eine „Amazonisierung“.

Wo genau klemmt es?
Immer mehr Hersteller bieten ihren Plunder auf ihrer Seite oder bei Amazon an. Am gleichen Tag wollen sie dir die Hütte vollstellen. Dabei gibt’s die Sachen anderswo 10 bis 20 Prozent billiger. Sie nehmen einen jedes Jahr in die Mangel. Macht man nicht mit, gibt’s schlechtere Konditionen.

Und die Kunden?
Manche kaufen aus Prinzip im Laden – auch wenn es mehr kostet. Viele lassen sich aber stundenlang beraten und bestellen dann irgendwo für ein paar Cent weniger. Musiker haben weniger Auftrittsmöglichkeiten. Also können sie nichts mehr investieren. Rock ’n’ Roll ist tot, ich bin raus.

www.ddd-music.de

Foto: © tln