Soul-Salven: Selah Sue beim Wolfi Jazz Kultur | 25.06.2016

Schmuse-Pop, satter Soul und Ratter-Rap: Die belgische Sängerin Selah Sue ist am Freitagabend als Headliner des Wolfi-Jazz-Festivals bei Straßburg aufgetreten. In Wolfisheim begeisterte die Ausnahmekünstlerin rund 2000 Zuschauer im Konzertzelt mit bezaubernder Stimme und einem Mix aus Soul, Rap, Elektro und Pop. Das chilli hat Selahs Soul-Salven in Wort und Bild zusammengefasst.

Selah Sue beim Wolfi Jazz

Strahlend: Mit Akustik-Gitarre stimmt die Belgierin ihre Balladen an.

„On va commencer doucement“, sind Selah Sues erste Worte. Als sie mit etwas Verspätung am Freitagabend die Bühne in Wolfisheim betritt, startet sie sanft (doucement). „With you I always hope“ singt die Belgierin zu den Klängen ihrer akustischen Gitarre und strahlt das noch etwas verhaltene Publikum an. Wer sich auf ein kuscheliges Schmuse-Konzert einstellt, liegt falsch. Kurz darauf kommt ihre sechsköpfige Band auf die Bühne. Dann wird’s laut.

In ihrem Hit This World singt die Blondine mit kratziger Stimme vom Überleben in einer verrückten Welt. Bleischwere Basslinien treiben die Sängerin nach vorne, ihr Schmerz entlädt sich im Refrain mit geballter Energie zu donnernden Bläsern. Spätestens da ist für die wenigen Tanzwütigen im bunt gemischten Publikum kein Halten mehr. Eine fantastische Lichtershow und ein perfekt ausgesteuerter Sound tun ihr Übriges.

Selah Sue zeigt viele Facetten: Leise Balladen kontert sie mit Rap-Einlagen à la Lauryn Hill, der sie mit einem kleinen Cover Tribut zollt. Dann stimmt die Band einen Drum’n’Bass-Rhythmus an, die Stimmen ihrer zwei erstklassigen Backgroundsängerinnen verleihen dem Soundteppich Wärme und Tiefe. Immer wieder wabern dubbige Echo-Effekte durch die Boxen. Der Gitarrist windet sich leidenschaftlich.

Die 90-minütige Show hat außer einer etwas lang geratenen Vorstellung ihrer Musiker keine Hänger. Stilbruch ist Selahs große Kunst. Ihre Stimme meistert von hauchzarzten Balladen bis ratternden Rapeinlagen und durchdringenden Soulsalven eine beeindruckende Bandbreite. Immer wieder bedankt sie sich beim Publikum, das spätestens bei der Zugabe „Raggamuffin“ euphorisch jubelt. Große Kunst auf großer Bühne.

Selah Sue hat sich mit den drei Alben „Selah Sue“, „Rarities“ und „Reason“ eine breite Fanbase erspielt. In Wolfisheim hat sie bei perfekten Rahmenbedingungen eindrucksvoll gezeigt: Live spielt die Soul-Lady nochmal eine ganze Liga höher als auf Platte.

  • Das Bühnenfoto von Selah Sues Handycam gibt’s auf ihrer Facebook-Seite.
  • Die sechste Ausgabe des Wolfi Jazz geht noch bis Sonntag, 26. Juni.

Text & Bilder: Till Neumann

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