Sprung auf die Bühnenbretter: Zur 32. IKF kommen Künstler aus 30 Ländern nach Freiburg Kultur | 31.12.2019 | Lars Bargmann

Vaivén Circo

Spot an: Wenn am 26. Januar die 32. Internationale Kulturbörse Freiburg (IKF) mit einer Gala ihren Auftakt feiert, dann richten sich alle Augen der europäischen Kleinkunstszene wieder nach Freiburg.

Die IKF-Chefin Susanne Göhner sitzt in ihrem Büro an der Messe, im Papierkorb neben ihr stapeln sich korrigierte Programmseiten, an der Wand hängt eine Magnettafel. Das neue Logo ist in vielen Facetten draufgepinnt, irgendwo steht „Preisgestaltung Stände überdenken“. Was Göhner vor ihrer zweiten Börse aber viel wichtiger ist, ist ein möglichst facettenreiches Programm, die „unglaubliche Vielfalt“, die die Branche in nur drei Tagen konzentriert serviert bekommt.

650 Künstler, Bands, Gruppen haben sich heuer beworben. Längst nicht alle konnten einen Platz im prall gefüllten Programm ergattern, das fast 200 Liveauftritte auf fünf Bühnen bietet, fast 400 Aussteller, Sonderschauen, Specials, Seminare, Vorträge, Workshops. Künstler und Kulturschaffende aus 30 Ländern kommen Ende Januar an die Messe, schon bekannte Größen, aber auch Newcomer, für die die IKF ein Sprungbrett auf die Bühnenbretter sein kann.

Doch zunächst Platz genommen am Gedankentisch im Zentralfoyer: Für zwölf Menschen ist er gedeckt. An jedem Platz liegt ein Kopfhörer. Wer ihn aufsetzt, hört die Gedanken seiner Tischnachbarn. Das kann lustig sein – aber durchaus auch verstörend. Eine Installation von Ola Szostak und Willemijn Schellekens. Ebenfalls aus den Niederlanden kommt der Kabarettist Patrick Nederkoorn mit einem Gedanken­experiment: Was passiert, wenn seine Heimat in der Nordsee versinkt? Das Ergebnis „Die orangene Gefahr – Die Holländer kommen“ könnte nicht nur die deutsche Autofahrerseele aufrühren. Klimamigration in einer bitterbösen Vorabversion.

Dazu gibt es erstmals einen kleinen Schwerpunkt zum zeitgenössischen Zirkus. Am Stand des gleichnamigen Bundesverbands präsentiert sich auch das Projekt „Zirkus I Wissenschaft“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sowie zwei Zirkusschulen, zudem wird es einen Vortrag und einen Workshop zum Thema geben. Göhner liebt den Zirkus. Sie findet es wichtig, für die Belange dieses Genres
Öffentlichkeit herzustellen. „Genau das ist doch auch eine wichtige Aufgabe der IKF, das Sichtbarmachen.“

Und was ist eigentlich mit den Frauen im Kabarett? Ebenso unterrepräsentiert wie in den Vorstands­etagen von DAX-Unternehmen. Das Deutsche Kabarettarchiv in Mainz plant anlässlich seines 60-jährigen Bestehens 2021 die Ausstellung „Kabarettistinnen. Von Marya Delvard bis heute“. Auf der IKF schon zu sehen ist die Plakatausstellung „Kabarettistinnen. Von 1900 bis heute“. 2022 wird die komplette Ausstellung dann als Premiere ebenfalls in Freiburg zu sehen sein, um dann weitest bunt bundesweit zu reisen.

Noch mehr Netzwerk, noch mehr Bande knüpfen will Göhner ermöglichen, noch mehr als bisher für den Nachwuchs „the place to be“ sein. Und noch prominenter die Auszeichnung „Freiburger Leiter“ ins Rampenlicht stellen. Diese Leiter haben schon viele – heute prominente – Preisträger in den Bereichen Musik, Darstellende Kunst und Straßentheater in ihre Vitrinen gestellt. 2019 haben Frollein Smilla, Stefan Waghubinger und Fabuloka die Trophäe gewonnen.

Fürs Lokalkolorit sorgen die Freiburger Bands Fatcat und Zweierpasch, Cécile Verny und Johannes Maikranz. Fatcat sind auch bei der Eröffnungsgala (die auch der Startschuss fürs Grenzenlos-Festival ist) an Bord, es moderiert der Schwarzclown und Ausnahme-Jongleur Matthias Romir. Ebenfalls fürs auch fachfremde Publikum ist der oft groß­artige Varieté-Abend, Spannung verspricht zudem der Auftritt von Trygve Wakenshaw, der Physical Comedy macht. Zum Establishment zählt der Poetry-Abend, da will auch die Vocal Night hin, die aber mit „Best of Voices@Freiburg“ erst ihre zweite Auflage auf die Bühne bringt.

Die Freiburger Kulturbörse als Impulsgeber, als Provokateur, als Sprungbrett, als Kontakthof für Veranstalter, Agenturen und Bühnenmacher, als Kaleidoskop der Kleinkunstszene: Ihren wahren Wert wird man vermutlich erst erkennen, wenn es sie mal nicht mehr geben sollte.

 

Open House

Sonntag, 26.1., 20 Uhr
Opening Gala, im Theatersaal 1
Tickets ab 24/19 Euro

Montag, 27.1., 20 Uhr
Trygve Wakenshaw, „Nautilus“,im Theatersaal 1
Tickets ab 18/16 Euro

Dienstag, 28.1., 20 Uhr
Poetry Slam Abend, im Theatersaal 3
Tickets ab 16/14 Euro

Dienstag, 28.1., 20 Uhr
Vocal Night – Best of Voices@Freiburg II, in der Music Hall
Tickets ab 21/17 Euro

Mittwoch, 29.1., 19.30 Uhr
Varieté-Abend, im Theatersaal 2
Tickets ab 25/22 Euro

www.reservix.de, www.kulturboerse.de

Das chilli verlost je 2 x 2 Karten für „Nautilus“ und den Varieté-Abend.
Hier geht es zum Gewinnspiel

Foto: © Juan Antonio Cardenas