„Wir sind noch da“: Wie das Theater Freiburg den Lockdown meistert Kultur | 01.01.2021 | Stella Schewe

Theater Freiburg

Wo sonst an den Feiertagen Weihnachtsstücke, Silvesterparty oder Neujahrskonzert für festliche Stimmung sorgen, bleibt es heuer dunkel und still. Seit Anfang  November ist der schöne rote Vorhang des Theater Freiburg geschlossen, der Spielbetrieb ist vorerst bis einschließlich 14. Januar ausgesetzt. Verzagt ist  Theatersprecher Julian Windisch trotzdem nicht. Natürlich sei es traurig für alle Beteiligten – Ensemble wie Zuschauer –, doch zum einen habe man mit weiteren Unterbrechungen des Spielbetriebs gerechnet, zum anderen werde weiter geprobt. „Wir richten den Blick in die Zukunft“, sagt er bestimmt.

Wichtig, um sichtbar zu bleiben, seien punktuelle Aktionen wie etwa der bundesweite Aktionstag „Alarmstufe Rot“ des Deutschen Bühnenvereins am 30. November. „Wir sind noch da“, posaunten vier Bläser des Philharmonischen Orchesters vom Theatervordach in die Stadt hinaus. Und abends wurde das Haus rot angestrahlt. Sicht- und hörbar bleibt das Theater auch mit einem „Adventssingkalender“ auf seiner Website. Hinter 24 Türchen verstecken sich musikalische Darbietungen zum Mitsingen wie etwa „Jingle Bells“ – aufgeführt und gefilmt von Mitgliedern des Ensembles. „Das Orchester dreht nicht Däumchen, sondern spielt bis Weihnachten jeden Tag“, so Windisch.

Windisch

Julian Windsich: Alarmstufe rot am Theater.

Als positiv nimmt der 36-Jährige auch einen allmählichen Wandel im öffentlichen Bewusstsein wahr: dass Kultur und Theater nicht auf einer Stufe mit reiner Unterhaltung stünden. Nicht, dass man die althergebrachte Formel vom „Theater als moralische Besserungsanstalt“ bemühen müsste, um seinen Wert  hervorzuheben. Aber kulturelle Institutionen wie das Theater böten nicht bloß Zerstreuung, sie verhandelten existenzielle Fragen des Miteinanders.

Bislang hätten die städtischen Bühnen die Mindereinnahmen durch Spenden des Publikums, Kosteneinsparungen, Kurzarbeitergeld und Überschüsse aus dem Vorjahr ausgleichen können. „Heute gehen wir davon aus, dass wir die finanziellen Herausforderungen so meistern können.“ Auch, weil die öffentlichen Zuschüsse
von Stadt und Land sicher seien. „Anders als viele aus der freien Szene, die um ihre schiere Existenz kämpfen, sind wir in einer ungleich komfortableren Position.“ Insofern blickt Windisch mit Zuversicht auf 2021. „Wir hoffen, bald wieder öffnen zu können. Neues Jahr, neues Glück, neue medizinische Erkenntnisse. Und vor allem: neuer Spielplan.“

Fotos: © privat, Felix Groteloh