Honig, Zimt und Kardamom: Mireille Osters Gewürzbrote Land & Leute | 21.11.2022 | Erika Weisser

Lebkuchen

In Mireille Osters kleiner, mitten in Straßburg gelegenen Lebkuchenmanufaktur wird das köstliche Pain d’Épices gebacken, für das das Elsass seit 600 Jahren berühmt ist. Das „Gewürz-brot“ aus Handarbeit verspricht auch außerhalb der Weihnachtszeit himmlische Genüsse.

Der kleine Laden ist leicht zu übersehen. Denn anders als andere Geschäfte in der Rue des Dentelles in der Straßburger Altstadt wirbt er nicht bis auf die Straße hinaus für sein Innenleben. Und wäre da nicht der kaum wahrnehmbar zarte Duft nach Zimt und Honig, würden Zufallspassanten wohl einfach an dem unscheinbaren, weil nicht touristisch herausgeputzten Haus ohne Fachwerk vorbeigehen. Und gleich darauf zum Pont St. Martin abbiegen, der über die Ill in die Rue des Moulins führt. 

Mireille Oster

Mireille Osters Honig-Gewürzkuchen werden als Laibe, Tafeln oder Blöcke gebacken und präsentiert.

Doch der Duft liegt in der Luft. Also wandert der suchende Blick noch einmal über das Gebäude, entdeckt hoch oben ein Ladenschild – und findet unten, neben einer geöffneten Tür schließlich ein Schaufenster. Dort bleibt er an einem großen goldenen Putten-Engel hängen, der auf einem Tischchen sitzt und die Weihnachtszeit einzugeigen scheint. Zu seinen Seiten je ein Stuhl mit Lebkuchenherzen – mit und ohne Botschaften aus Zuckerguss. „Pain d’Épices – Mireille Oster“ ist seitlich am Glas zu lesen. Und die Öffnungszeiten. Mehr nicht.  

Beim ersten Blick in den kleinen Laden, der zum Schaufenster gehört, fallen die Regale aus hellem Holz an weiß gestrichenen Wänden auf. Sie sind von oben bis unten mit schön gestalteten Zellophanpäckchen bestückt – mit den Schätzen des Hauses: verschiedene Geschmacksvarianten von zu Würfeln geschnittenen flachen Lebkuchen. Hübsche Kärtchen an den Regalbrettern weisen auf ihre klingenden Namen und die teils exotischen Zutaten hin. Außer „7 Épices“, „Mirabelle“ und „Citron“ ist da zu lesen „Pain d’Amour“ (mit Feigen), „Pain des Anges“ (mit Orangenblütenhonig), „Nuits de Chine“ (mit Reiswein) oder „Verdi“ (mit Maronenmehl und Amaretto); die Fülle des Angebots an sorgsam komponierten Aromen macht die Auswahl schwer.  

goldener Engel

44 Sorten Honig-Gewürzkuchen sind hier nach Auskunft der freundlichen Verkäuferin zu finden, die höchst schmackhafte „Versucherle“ anbietet. Sie werden in der neuen Backstube gebacken, sagt sie – über dem anderen Laden an der Rue du Vieux Marché des Poissons, nicht weit vom Münster. Der in der Rue des Dentelles wahrnehmbare spezifische Duft komme daher, dass die Köstlichkeiten hier verpackt werden. Sowohl die kleinen Spezialitäten als auch die Laibe, die Blöcke und die langen Tafeln, die auf einem Tisch in der Ladenmitte angerichtet sind.

Vor allem in der neuen, größeren Backstube wirkt Mireille Oster, die das von ihrem Großvater 1933 gegründete Geschäft seit 1980 führt. Seither hat sie die traditionelle Lebkuchen-Bäckerei verfeinert und neu erfunden. Mit ungewöhnlichen Ingredienzien, die sie auf ihren Reisen entdeckte, ausprobierte und daraus ihre Pains d’Épices für jede Gelegenheit kreierte – und für jede Jahreszeit. 

Info
www.mireilleoster.com

Fotos: © ewei, tourisme-obernai