Lukas Naegele will Rekord beim 15. Freiburg Marathon knacken STADTGEPLAUDER | 04.04.2018 | Till Neumann

Drei Mal hat er ihn gewonnen: 2014, 2016, 2017. Jetzt will Lukas Naegele schaffen, was noch keinem gelang: Zum vierten Mal beim Freiburger Marathon als Erster ins Ziel laufen. Der 29-Jährige gebürtige Freiburger erzählt im Interview mit Till Neumann, wie der Coup am 8. April gelingen soll.

chilli: Herr Naegele, Sie leben in München. Spielt der Freiburger Marathon überhaupt eine wichtige Rolle?
Naegele: Freiburg ist meine Heimat und die genialste Stadt der Welt. Der Marathon dort ist seit Jahren ein Feiertag für mich. Früher stand ich am Streckenrand und habe den großen Jungs zugeschaut. Das war Ansporn, selbst mit dem Laufen anzufangen. Ich hätte nie gedacht, dass ich selbst gewinne.

chilli: Wie finden Sie die Strecke quer durch die Stadt?
Naegele: Die Halbmarathonläufer biegen nach der Hälfte ab. Wir drehen aber eine zweite Runde. Das ist mental heftig. Auch die Höhenunterschiede sind schwierig: Die ersten zehn Kilometer geht’s von der Messe hoch zum Stadion. Dann runter in die Innenstadt. Dort ist es richtig übel mit vielen Ecken, scharfen Kurven und dem Kopfsteinpflaster. Aber die Stimmung ist bei gutem Wetter super, das pusht.

chilli: Drei Mal waren Sie dabei, drei Mal haben Sie gewonnen. Wie wollen Sie den vierten Coup schaffen?
Naegele: Ulrich Benz war wie ich drei Mal Erster. Vier Mal hat den Freiburger Marathon noch keiner gewonnen. Das ist mein Fokus. Unter 2:30 Stunden werde ich schon laufen müssen, um vorne dabei zu sein. Da ich mich seit zwei, drei Jahren auf Trailrunning (Geländelaufen) spezialisiert habe, weiß ich nicht, ob ich meine Bestzeit (2017: 2:26:34 Stunden, d. Red.) abrufen kann.

chilli: Was ist die optimale Strategie?
Naegele: Der größte Fehler ist, zu schnell loszulaufen. Gerade beim Marathon beflügelt der Start. „Wow, super geil“, denkt man sich. Aber 42 Kilometer sind lang. Man sollte alle 30, 40 Minuten essen und an jeder Station trinken. Sonst kommt der Mann mit dem Hammer. Dann geht nichts mehr.

Hoch hinaus: Der gebürtige Freiburger läuft am liebsten im Gelände.

chilli: Wie schmerzhaft sind 42 Kilometer?
Naegele: Ab Kilometer 30 tut’s richtig weh. Man muss sich Zwischenziele setzen. Bei mir ist es das Schwabentor, dann der Sandfang – da steht die ganze Nachbarschaft. Wenn es weh tut, muss man die Ruhe bewahren, von Kilometer zu Kilometer denken und versuchen, den Lauf zu genießen. Spaß zu haben, ist das Wichtigste für einen guten Lauf.

chilli: Was und wann essen Sie vor dem Rennen?
Naegele: Ich frühstücke zwei, drei Stunden vorher. Es gibt helle Brötchen mit Honig und Marmelade. Vielleicht auch eine Banane. Müsli sollte man nicht essen, das liegt im Magen.

chilli: Im Mai wollte Eliud Kipchoge den Marathon unter zwei Stunden schaffen. Ohne Erfolg. Wird die Schallmauer irgendwann durchbrochen?
Naegele: Es ist eine Frage der Zeit, bis das passiert. Viele Afrikaner spezialisieren sich immer mehr auf Marathon. Alle zwei, drei Jahre wird ein neuer Rekord aufgestellt. Das große Geld lockt viele Talente. Ob da immer mit legalen Mitteln gearbeitet wird, weiß ich nicht.

chilli: Apropos Geld. Wie viel gibt’s für den Sieg in Freiburg?
Naegele: 0,00 Euro und einen feuchten Händedruck. Für die lokalen Läufer ist das sogar gut. Denn sobald es Siegprämien gibt, bringen Agenturen ihre afrikanischen Läufer. Dann haben regionale Starter keine Chance mehr.

Freiburg Marathon

Der 15. Freiburg Marathon startet am 8. April um 11 Uhr. Angeboten wird auch ein Halbmarathon, eine Marathonstaffel, ein Schülermarathon und ein Gesundheitslauf. Erstmals organisiert die Stadttochter FWTM das Event selbst. Am Streckenrand sorgen 36 Bands für Stimmung.

Fotos: © Aapo Laiho