Mehr Fahrgäste, mehr Verluste: VAG zieht trotz Millionen-Minus positive Bilanz STADTGEPLAUDER | 24.08.2019 | Till Neumann

Viel tut sich im Straßenbahnnetz der Stadt. Und viel kostet viel, zeigt die Jahresbilanz der Freiburger Verkehrs AG (VAG). Fast eine Million mehr Fahrgäste präsentieren die zwei Geschäftsführer Stephan Bartosch und Oliver Benz für 2018. Aber auch Verluste von 20 Millionen Euro.

81,7 Millionen Fahrten mit Bussen, Bahnen und der Schauinslandbahn hat die VAG 2018 erfasst, rund 900.000 mehr als im Vorjahr. Damit kletterte der Umsatz um 1,3 auf 63,6 Millionen Euro. 52 Millionen Euro gab es an Zuweisungen aus dem Regio-Verkehrsverbund Freiburg, bei dem die VAG mehr Anteile aufgrund von mehr Leistungen geltend gemacht und auch bekommen habe, erklären die Geschäftsführer auf chilli-Nachfrage. Verluste macht die VAG trotzdem: Der Jahresfehlbetrag wird mit 20,17 Millionen Euro beziffert. Im Vorjahr waren es 19,3 Millionen Euro.

„Niemals in der Unternehmensgeschichte hat die VAG so viel in den Ausbau und Unterhalt des Stadtbahnnetzes investiert wie in den vergangenen Jahren“, sagt Bartosch. Allein 2018 seien 18,7 Millionen Euro ausgegeben worden. Er verweist aber auch auf das verbesserte Netz: Das Stadtbahn-Angebot sei in den vergangenen fünf Jahren um rund 25 Prozent gewachsen. Die Straßenbahn fährt jetzt fast bis nach Gundelfingen und bald bis zum neuen Stadion an der Messe. Die neue Haltestelle „Stadttheater“ am Rotteckring ist gebaut worden, die am Siegesdenkmal wurde komplett umgestaltet, auch in Barrierefreiheit hat die VAG investiert.

Dass der ohnehin defizitäre ÖPNV da höhere Verluste schreibt, überrascht nicht. Eine Besserung sei nicht in Sicht, geben die Chefs zu bedenken. Zumal auch die „sehr günstige Regiokarte“ für 63 Euro dazu beiträgt, wie Benz betont.

Getrübt ist die Jahresbilanz auch von Unfällen. „Es gibt jede Woche einen“, sagt Benz. 2018 habe es viele Unfälle mit „erheblichem Fahrzeugschaden“ gegeben. Fünf Totalausfälle sind bei den betroffenen Bahnen zu verzeichnen. Ein Fahrzeug sei komplett Schrott gewesen. Das habe zu Engpässen geführt, die anhalten. „Drei Fahrzeuge sind noch nicht zurück“, sagt Bartosch.

Viel Verkehr: Die Stadtbahnen sind gefragter denn je. Die neue Haltestelle „Stadttheater“ kommt an. Ebenso die knallroten Frelo-Leihräder.

In Sachen E-Mobilität sind die Freiburger Straßenbahnen den Autos rund 100 Jahre voraus. Seit 1901 biete man ein rein elektrisches Verkehrsmittel an, sagen die VAG-Chefs. Auch Busse sollen folgen. Die Machbarkeitsstudie dafür sei abgeschlossen. Zwei E-Modelle dürften Endes des Jahres für ein Pilotprojekt auf die Straße kommen. Als „Technologie der Zukunft“ werden sie bei der VAG angepriesen. Günstig sind die Vehikel nicht: 550.000 bis 650.000 Euro kostet ein E-Bus.

Für strahlende Gesichter sorgt dafür die neue Haltestelle „Stadttheater“ am Rotteckring. Bewohner einiger Stadtteile hätten sich wegen des Fahrplanwechsels Sorgen gemacht. „Das hat uns in Atem gehalten“, erzählt Benz. Intensive Gespräche seien geführt worden. Die Bedenken hätten sich schließlich aber nicht bewahrheitet: „Normalerweise bekommen wir bei einem Fahrplanwechsel Hunderte Rückmeldungen, jetzt ist es aber sehr still.“ Angenommen werde die neue Haltestelle hervorragend. Kaum eine andere sei so stark frequentiert wie die am Stadttheater.

Auch die neuen Stadtleihräder Frelo dürften daran nix ändern. Der Start seit Mai sei „besser gewesen als jemals gedacht“. Eine Konkurrenz zum ÖPNV sieht man darin nicht: Benz und Bartosch sind sich einig: Jeder, der aufs Rad steigt, sei ein Gewinn für die Stadt.

Fotos: © tln