„Milchfahren hält jung“: Vom Alltag eines Rohmilchwagenfahrers STADTGEPLAUDER | 17.05.2020 | Arwen Stock

Kuh

Die Schwarzwaldmilch zählt zwölf Fahrzeuge zu ihrem eigenen Fuhrpark. Doch gerade mit der Rohmilchabholung sind externe Speditionen betraut. Daniel Saier und ­seine Fahrer sind mit vier Sammelfahrzeugen für die Genossenschaftsmolkerei im Einsatz. Ein Einblick in ein ganz besonderes Transportgeschäft.

Der Großvater war schon im Transport für Schwarzwaldmilch tätig, der Vater auch, und seit 2011 hat der Sohn den Betrieb übernommen: Daniel Saier ist 45 Jahre alt, KfZ-Techniker und studierter Wirtschaftsingenieur. Bereits mit 20 Jahren machte er den Lkw-Führerschein, half immer wieder als Fahrer aus und stieg dann in das Oberrieder Speditionsunternehmen ein – „eine familiäre Erblast“, wie er sagt. Heute zählt seine Daniel Saier Spedition in Oberried vier Milchsammelwagen und acht Fahrer.

„Fahren sollte man schon können“, sagt Saier über die Touren, auf denen seine Fahrer die Milch von den Höfen holen. Die Frühschicht startet um zwei Uhr, die Spätschicht zwischen zwölf und 15 Uhr. Je nach Route sind die Fahrer mal länger, mal kürzer unterwegs. In Bonndorf gibt es beispielswiese eine Konzentration von sechs großen Höfen.  „Da geht die Tour zwei Stunden“, berichtet Saier. Im Wiesental dagegen sind rund 50 Höfe anzufahren. Viele von ihnen werden im Nebenerwerb betrieben. „Das dauert auch mal zehn Stunden.“

Vor Ort greift dann die moderne Technik: Jedes Fahrzeug ist mit einem GPS-Sender ausgestattet. Dieser erkennt sofort die Nummer des Milchlieferanten – der Fahrer muss nur noch überprüfen, ob diese stimmt. Sind die Leitungen angeschlossen, wird automatisch in das richtige Tanksegment gepumpt. Denn sowohl der Tank der Zugmaschine als auch der des Anhängers sind unterteilt. So kann ein Fahrzeug vier verschiedene Rohmilcharten transportieren.

Schwarzwaldmilchfahrzeug

Milchsammelfahrzeuge bringen die Rohmilch von den mehr als 1000 Höfen der Schwarzwaldmilch zur Genossenschaftsmolkerei.

„Das sind ganze Computer mittlerweile“, sagt Saier über seine Fahrzeuge, die gleich auch noch eine Probe jeder Hofmilch nehmen. Zum Abschluss der Abholung schaltet der Fahrer die Reinigung am Milchtank ein. Dadurch ist gewährleistet, dass der Landwirt pünktlich zur nächsten Melkzeit einen sauberen Tank vorfindet beziehungsweise der Melkroboter direkt im Anschluss an die Reinigung wieder von den Kühen besucht werden kann.

Doch wie fährt es sich mit vier unterschiedlich vollen Tanks? „Unser Auto ist immer ein bisschen in Bewegung“, berichtet Saier, der das selbst kaum noch wahrnimmt. Voll befüllt transportiert er 23.000 Liter zur Genossenschaftsmolkerei. Fahrzeug und Anhänger wiegen dann bis zu 40 Tonnen: „Das schwankt saisonbedingt – im Frühjahr steigt die Milchmenge.“

Da die Rohmilch in der Milchkammer immer auf unter sechs Grad runtergekühlt wird, ist eine Erwärmung auf der Tour kein Problem. Wichtig ist, dass der erste Blick der Fahrer immer auf die Temperaturanzeige am Tank in der Milchkammer geht.

„Im Winter kann die Anfahrt anspruchsvoll werden“, weiß Saier. Jedoch seien die Touren mit den Räumdiensten abgestimmt und die Landwirte achteten darauf, dass die Fahrzeuge gut durchkommen. Wenn alles nichts helfe, dann „machen wir die Schneeketten drauf“.

Sind alle Höfe auf der Tour abgefahren, geht’s zur Genossenschaftsmolkerei der Schwarzwaldmilch nach Freiburg oder Offenburg. Dort wird als Erstes ein Hemmstofftest gemacht: Ist der negativ, darf in der Annahmehalle abgeladen werden.  Sind dann die Anschlüsse am Fahrzeug gereinigt, werden die Leitungen angeschlossen und die jeweilige Milch wird in den entsprechenden Hochtank gepumpt.

„Wir reinigen einmal am Tag die Tanks unserer Fahrzeuge bei der Schwarzwaldmilch“, berichtet Saier. Nach der aufwendigen Reinigung geht’s für eine kurze Standzeit zurück zum Fuhrpark nach Oberried.

365 Tage im Jahr sind Saier und seine Fahrer für die Schwarzwaldmilch unterwegs. 180.000 bis 200.000 Kilometer kommen auf jedem Tacho pro Jahr zusammen. Trotz des täglichen Einsatzes liebt er seinen Beruf: „Das macht mir Spaß, das ist mein Ding.“ Schon sein Vater hätte den Job gerne gemacht, würde heute, mit 79 Jahren, noch hinterm Steuer sitzen. „Milchfahren hält jung“, findet der Sohn. Außerdem kennt er so viele besonders schöne Flecken im Schwarzwald.

Fotos: © Schwarzwaldmilch