Mobilfunk-Revoluzzer: Drei Freiburger wollen nachhaltigen Telefontarif anbieten STADTGEPLAUDER | 29.05.2019 | Till Neumann

Umweltschonend telefonieren, das will das Start-up „WEtell“ ermöglichen. Mehr als 180.000 Euro haben die drei Freiburger mit Crowdfunding eingesammelt. Das Interesse am wohl ersten „konsequent nachhaltigen Mobilfunktarif“ scheint da. Wie es weitergeht, erzählt Andreas Schmucker (links auf dem Foto) dem business im Breisgau. Im Oktober könnte es richtig losgehen.

Drei Leute im Freiburger „Kreativpark“ haben eine Idee, die ganz schön einschlägt: Sie wollen als „WEtell“ einen nachhaltigen Mobilfunktarif auf den Markt bringen. Ihr Versprechen: neue Standards bei Klimaschutz, Datenschutz, Fairness und Transparenz. Wie kann das klappen im umkämpften Mobilfunkmarkt?

„Wir wollen zeigen, dass auch konsequent nachhaltige und soziale Unternehmen absolut wettbewerbsfähig sein können“, sagt Andreas Schmucker. Der 34-Jährige sitzt in einem Café und erzählt von der Vision, die er mit Alma Spribille und Nico Tucher seit Februar 2018 verfolgt. Sie waren Kollegen beim Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme und haben sich gesagt: Wir wollen etwas ändern. Nicht nur den Stromanbieter und die Bank wechseln. Sondern auch den Mobilfunktarif. Da sie kein passendes Angebot fanden, hieß es: selber machen.

Mit 100 Prozent erneuerbaren Energien soll ihr Tarif betrieben werden. Geschäftspartner werden angehalten, selbst auf Ökostrom zu setzen. Versteckte Kosten soll es keine geben.
Mit den Einnahmen soll der Bau von Solaranlagen finanziert werden. Die Kundendaten dürfen nirgendwo sonst verwendet werden. Auch nicht anonymisiert. Firmenfahrten werden bevorzugt mit dem Zug gemacht.

Von 10 bis 40 Euro: Vier Tarife wollen Wetell ihren Kunden anbieten.

Rund 180.000 Euro sind bis Ende März beim Crowdfunding zusammengekommen. „Das ist cool“, sagt Schmucker. Das Ziel sei sportlich gewesen, um 20 Prozent habe man die Hürde übertroffen. Bei der Kampagne verkauften sie mehr als 1200 Gutscheine für ihren Mobilfunktarif.

Kunden werden oft an der Nase herumgeführt, sagt Schmucker. Kleingedrucktes und versteckte Kosten gebe es bei ihnen nicht. Um das umzusetzen, brauche es nun Geldgeber oder Investoren. Ein solcher wolle handfeste Belege für das Potenzial. Mit der Kampagne sei der vorerst erbracht. „Der Erfolg gibt uns viel Hoffnung“, sagt Schmucker, der in der Solarbranche arbeitet. Die Wahrscheinlichkeit, es jetzt zu schaffen? „90 Prozent“, sagt Schmucker ohne zu zögern.

Support bekommen die drei von Alnatura und den Elektrizitätswerken Schönau (EWS). „WEtell unterstützen wir ganz bewusst, weil für wirksamen Klimaschutz die Transformation des Energiesystems nicht ausreicht“, sagt EWS-Vorstand Alexander Sladek. Er ist überzeugt: Immer mehr Menschen sind potenziell bereit, für den Klimaschutz wirklich aktiv zu werden. Nachhaltige Produkte hätten dadurch Chancen am Markt – auch wenn sie teurer sind als die Konkurrenz.

Im Idealfall soll „WEtell“ im Oktober an den Start gehen. 10.000 Kunden braucht es, um die Kosten zu decken. 50.000 Kunden sollen es in drei Jahren sein. Sie haben die Wahl zwischen vier Tarifen. Von 10 bis 40 Euro, monatlich kündbar. Wer jetzt schon unterstützen will, bekommt im Shop einen Gutschein. Der ist ab Marktstart 24 Monate gültig.

Die Zahlen stimmen Schmucker optimistisch. Es gebe 130 Millionen Simkarten in Deutschland. Und rund eine Million Kunden, die bereit seien, für nachhaltige Dienstleistungen mehr zu zahlen. Tendenz steigend.

Mehr Infos: https://wetell-change.de/

Fotos: © Till Neumann & pixabay

Grün telefonieren: Freiburger Start-up WEtell geht an den Markt