Musik und Engagement: 100 Bands spielen am Sonntag bei „Freiburg Stimmt Ein“ STADTGEPLAUDER | 29.06.2019 | Till Neumann

Kostenlos, draußen, bunt: Zum neunten Mal verwandelt das Mitmachfestival „Freiburg Stimmt Ein“ (FSE) Freiburg in eine Megabühne. An 20 Plätzen spielen am Sonntag, 30. Juni, rund 100 Acts. Veranstalter Stefan Sinn freut sich über die „abartige Mischung“ der Genres. Finanziell hat er erstmals mehr Spielraum.

„Das ist wie Weihnachten und Ostern zusammen“, jubelt Stefan Sinn. Grund ist die Vielzahl der Bands und Musiker, die er für sein Festival jedes Jahr entdeckt. Rund 150 haben sich beworben. 100 sind ausgewählt worden. Sie bespielen am Sonntag 20 Bühnen in der Stadt: vom Platz der Alten Synagoge über das Café Pow oder den Eschholzpark bis zum E-Werk-Parkplatz oder dem Stadtgarten.

Die meisten Acts sind aus der Region. Die ganz großen Namen der Stadt finden sich nicht im Line-Up, dafür viele aufsteigende Künstler. „Hammer, was es hier alles gibt“, schwärmt Sinn, der früher selbst Musik gemacht hat. Heute stemmt er mit seinem Verein „Kultur leben“ als Chef-Organisator das Riesenfestival. Ehrenamtliche und Freiwillige unterstützen den 67-Jährigen tatkräftig dabei. Sinn scrollt über die Excel-Tabelle zur Platzplanung. Die Organisation ist zweifelsohne eine Mammutaufgabe.

Freiburg Stimmt Ein soll mehr sein als Musik. „Wir wollen Brücken bauen“, sagt Sinn. Wie die vergangenen Jahre auch werden sich soziale und ökologische Initiativen präsentieren. Im Eschholzpark bekommen sie die Möglichkeit, sich zwischen Konzerten auf der Bühne vorzustellen. „Bisher war das zu sehr getrennt“, sagt Sinn.

Musik und Engagement sollen Hand in Hand gehen. Auch an den ersten beiden Festivaltagen – Freitag (25. Juni) und Samstag (26. Juni). Am Freitag stieg das Sommerfest des „Haus des Engagements“ mit Workshops, Musik und Kulinarischem. Am heutigen Samstag gibt’s eine Jugendkonferenz – gemeinsam veranstaltet mit der Handwerkskammer Freiburg. Bei Workshops, Impuslvorträgen und Poetry Slam sollen junge Menschen mit Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft zusammenkommen.

„Wir haben Schulabgänger eingeladen“, erzählt Sinn. Das Motto der Konferenz: Ohne euch geht’s nicht. Gemeint ist die Jugend. Der soll FSE eine Plattform bieten fernab von Schule oder Uni. Sinn zieht da Parallelen zu den Fridays-for-Future-Protesten. Ziel sei, Strukturen umzukehren, „um sich selbst zu ermächtigen“. Nicht von oben nach unten, sondern von unten nach oben.

Alle Musiker spielen auch im neunten Jahr ohne Gage. Dafür bekommen sie professionelle Bühne und die nötige Technik geboten, sagt Sinn. Das sei zu selten möglich, da sich zu viel auf „Elite“ konzentiere. Nicht immer klappt die Organisation reibungslos, berichten Freiburger Musiker. „Es wäre besser, ein kleineres Festival zu machen und das straighter zu managen“, schlägt einer der beiden vor.

Das Budget für FSE ist erstmals deutlich gewachsen: Das Rathaus schießt eine institutionelle Förderung von 25.000 Euro zu. Bisher war lediglich eine Projektförderung von 4000 Euro möglich. Sinn verspricht damit für eine „bestmögliche Infrastruktur“ zu sorgen.

Auch die Planungen für kommendes Jahr laufen bereits. Dann wird Freiburg 900 Jahre alt. Im Rahmen der Jubiläumsfeier könnte Freiburg Stimmt Ein am Wochenende des 12. Juli steigen. Parallel dazu ist Fußball-EM-Finale im Wembley Stadion.

Das komplette FSE19-Programm gibt’s auf www.freiburgstimmtein.de

Foto: FatCat / Nils Boeddingmeier