Mutloses Pilotenprojekt: Rechtsabbiegende Radler bei roter Ampel STADTGEPLAUDER | 06.08.2017

Franzosen tun es, Amis tun es, Niederländer tun es. Sie radeln bei Rot legal über die Ampel. Auch Freiburg will das bald testen. Das Rathaus hat sich mit zwei großen Kreuzungen für ein mutloses Landes-Pilotprojekt beworben.

Grün-Rot: In der Basler Straße gibt’s das schon.

Baden-Württemberg will erproben, ob auch in Deutschland rechtsabbiegende Radler bei roter Ampel den Verkehr flüssiger machen. Klingt gut. Doch die nackten Zahlen sind peinlich. An zwei Kreuzungen im Ländle soll ein Jahr lang getestet werden. Seltsam wenig. Danach soll zwölf Monate lang ausgewertet werden. Wir prophezeien: Die positiven Ergebnisse sind auch in zwölf Tagen ausgewertet.

Woher wir das wissen? Zum Beispiel aus Basel: Dort lief bis Ende 2016 ein fast vierjähriges Pilotprojekt. Erst an 3, dann an 12 Kreuzungen. Rund eine Million Mal sind Radler bei Rot rechts abgebogen. Ohne einen einzigen Unfall.

Wo auch immer getestet wird: Von Problemen ist nichts zu lesen. Radler passen auf, weil sie im Duell mit Autofahrern eh den Kürzeren ziehen. Und Hand aufs Herz: Radler „erproben“ das Rotradeln auch hier schon lange illegal. Man stelle sich an eine beliebige Kreuzung und beobachte.

Nicht alle Kreuzungen sind geeignet. Übersichtlich sollten sie sein. Und mit Radweg ausgestattet. Das weiß auch Frank Uekermann, Leiter des Freiburger Garten- und Tiefbauamtes. Er bemüht sich – übrigens auf chilli-Initiative – schon länger um einen Rotradler-Test. „Das ist völlig konfliktfrei“, sagt der überzeugte Radfahrer. Der Versuch sei überfällig. Zwei Kreuzungen im Land findet auch er zaghaft. Er hofft, den Zuschlag für beide zu bekommen.

Bei der Auswahl beweist er mehr Mut als die Projektleiter in Stuttgart: Uekermann geht mit zwei großen Knotenpunkten ins Rennen: Eschholzstraße / Lehener Straße und Berliner Allee / Elsässer Straße. „Mit kleinen Kreuzungen ist das nicht repräsentativ“, sagt er. Wenn es im großen Stil funktioniere, gebe es keine Gegenargumente mehr. Richtig so. Die falsche Vorsicht des Landesverkehrsministeriums ist Zeitverschwendung.

Text und Foto: Till Neumann