Picknick bei Frost: Vögel füttern – gewusst wie STADTGEPLAUDER | 08.01.2020 | Heide Bergmann

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Das Überleben im Winter ist für Vögel nicht leicht. Viele kommen in die Stadt, in die Gärten und an die Balkone auf der Suche nach Essbarem. Gerne wird diesen Wildtieren ihnen Futter angeboten. Eine gute Sache – wenn man es verantwortlich macht.

Richtige Winter sind selten geworden. Doch es gibt sie noch, die Tage, an denen die Temperaturen in den Keller rutschen, an denen Schnee bis in tiefe Lagen fällt, Gehwege, Hecken und Blumenbeete bedeckt, und klirrende Nächte die Natur erstarren lassen. An solchen Tagen fällt das lebhafte Treiben der Vögel in Gärten oder Parks besonders auf. Aufgeregt flattern sie zwischen kahlen Ästen hin und her, verjagen einander, picken an Knospen oder plustern ihr Gefieder auf, sodass sie wie kugelrunde Wollknäuel aussehen. Jetzt haben es die Piepmätze schwer. Sie brauchen viel Energie, um der Kälte zu trotzen. Den ganzen Tag über sind sie auf Futtersuche. Spatzengruppen streiten sich um Samenkörner, Amseln verteidigen ihren Strauch bis zur letzten Hagebutte. Stieglitze machen sich über verbliebene Disteln her.

Auch Vögel aus dem Umland wie Tannenhäher, Grünspechte oder Haubenmeisen sind in die Stadt gekommen, weil sie im Wald weniger Nahrung finden. Im Siedlungsbereich lässt sich jetzt ein Stelldichein der Vögel beobachten. Da sind die Wintergäste aus Nord- und Osteuropa, die bereits im November gelandet sind, wie Seidenschwanz, Erlenzeisige, Bergfinken, Kernbeißer und die in Kolonien lebenden Saatkrähen. Dazu kommen einige Zugvögel, die früher in den Süden gezogen sind, jetzt aber bei den milden Wintern hier bleiben, wie Hausrotschwanz oder Mönchsgrasmücke. Oder Stare, die nur noch zum Teil ziehen.

Bevorzugt im Winter städtische Gebiete, da sie im Wald oft nicht genug Futter findet: die Haubenmeise

Diese bunte Vogelwelt kann man sehr gut auf einem Spaziergang beobachten. Auch eine Futterstelle ist eine prima Möglichkeit, um mit Kindern die verschiedenen Vogelarten kennenzulernen. „Wenn der Boden gefroren ist und Schnee liegt, dann macht eine Fütterung richtig Sinn“, erklärt Gisela Friederich, pensionierte Biologielehrerin und Vorstandsmitglied im NABU Freiburg. Allerdings sollte man einige Dinge beachten, damit man den Piepmätzen nicht schadet.

Füttern – gewusst wie

„Eine Fütterung macht man am besten mit Futtersäulen, da fällt der Kot runter“, rät Friederich, „wenn sich Futter und Kot vermischen, wie es in Futterhäuschen leicht der Fall ist, stecken sich die Vögel mit Krankheiten gegenseitig an.“ Das Futter sollte stets trocken sein und der Futterplatz hygienisch. Man sollte nicht das billigste Futter kaufen. Artgerechtes, gutes Vogelfutter enthält ein Körnergemisch aus großen und kleinen, harten und weichen Bestandteilen wie Sonnenblumenkernen, Leinsamen, Hirse, Hanf, Raps, Haferflocken, Nüsse. Haussperlinge, Buchfinken und Grünfinke sind Körnerfresser. Für Kohl- und Blaumeisen hängt man Meisenknödel auf. Amseln lieben Obst und Rosinen.

Eine Futterglocke mit einer Körner-Fett-Mischung ist leicht herzustellen. Man lässt Rindertalg oder Kokosfett schmelzen, rührt gehackte Nüsse und Körner unter und füllt alles in einen Blumentopf, den man umgedreht aufhängt. Oder man zieht einfach Äpfel auf eine Schnur und hängt sie auf – natürlich weit genug von Katzen entfernt. Auch Wasser sollte man bereitstellen. „Die Vögel kommen sofort, wenn man zu trinken anbietet“, so Friederich. Man sollte es mehrmals täglich wechseln, damit es nicht gefriert.

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Eine Futterglocke mit einer Körner-Fett-Mischung ist für den Buntspecht ein Festmahl.

Selbst wenn Wintervögel in die Nähe der Menschen kommen, bleiben sie wildlebende Kreaturen. „Wir denken oft sehr vermenschlicht, dass wir die Vögel päppeln müssen – die überleben aber auch so“, weiß die Vogelexpertin, die selber nur wenig füttert. Sie setzt auf die natürlichen Ressourcen in ihrem Garten. Heimische Sträucher, Samenstände von Wildpflanzen, ein knorriger Apfelbaum mit Totholz, Efeudickicht und Heckenrosen – hier finden die Vögel alles, was sie brauchen. Ihr Rat: Den Garten naturnah gestalten und Nistkästen aufhängen, dann kann man Vögel das ganze Jahr über beobachten. Ein Naturgarten ist besonders während der Brutzeit wichtig. Denn zur Aufzucht müssen die Vogeleltern die Jungen mit eiweißhaltigen Maden und Insekten füttern. Eine Körnerfütterung bringt dann gar nichts.

Wintervögel zu beobachten und zu zählen, darum geht es bei der „Stunde der Wintervögel“ des NABU. Jeder kann sich an der bundesweiten Aktion beteiligen. Info und Meldebögen erhält man online unter www.nabu.de. Wer die Vogelarten besser kennenlernen und bestimmen möchte, hat bei einer begleitenden Vogelexkursion für Familien die Gelegenheit dazu.

Info

www.nabu.de

Fotos: © NABU, Beate Seelmann-Eggebert