Pionier der Moderne: Werke von Piet Mondrian in der Fondation Beyeler STADTGEPLAUDER | 25.06.2022 | Erika Weisser

Piet Mondrian: Oostzijder Mühle am Abend, um 1907–1908, Öl auf Leinwand, 67,5 × 117,5 cm

Der Name Mondrian wird vorwiegend mit einer fast gegenstandslosen Bildsprache assoziiert, die sich auf die rechtwinklige Anordnung schwarzer Linien auf weißen, bestenfalls mit den drei Grundfarben Blau, Rot und Gelb ausgefüllten Flächen beschränkt. Dass dies zu kurz gegriffen ist, zeigt nun die Ausstellung „Mondrian Evolution“, die noch bis zum 9. Oktober in der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel zu sehen ist. 

Wie bereits der Titel der 89 Objekte umfassenden Werkschau aus sämtlichen Schaffensphasen des vor 150 Jahren geborenen niederländischen Künstlers andeutet, geht es um seine Entwicklung vom figurativen Landschaftsmaler des ausgehenden 19. Jahrhunderts hin zu einem Pionier und führenden Protagonisten der abstrakten Moderne.

Zwar sind einige Beispiele eben dieser abstrakten Moderne Teil der Ausstellung, doch sie werden Exponaten aus dem impressionistischen Frühwerk gegenübergestellt. Oder besser: in Beziehung zu ihnen gesetzt. So, wie es der 1944 verstorbene Maler nach den Worten von Beyeler-Direktor Sam Keller in seinen eigenen Ausstellungen selbst gerne machte. Für ihn ist Mondrian Evolution „ein Höhepunkt im Sommerprogramm zum 25-jährigen Bestehen des Kunstmuseums“.

Piet Mondrian: BAUM, 1912 (?), Öl auf Leinwand, 74,9 × 111,8 cm

Foto: Piet Mondrian, BAUM, 1912 (?), Öl auf Leinwand, 74,9 × 111,8 cm, Munson Williams Proctor Arts Institute, Museum of Art, Utica, NY, © 2022 Mondrian/Holtzman Trust, Foto: bpk/Staatsgalerie

Mondrian, erläutert Kurator Ulf Küster angesichts der Bilder „aus wichtigen internationalen Leihgaben und der hauseigenen Sammlung“, war ein Künstler, der sich „immer wieder neu erfunden und der viel experimentiert hat“. Ein Mensch, der „auf der Suche war“ – auf der Suche nach dem Wesentlichen, das auch und gerade in der Abstraktion erkennbar wird. Anschaulich wird das etwa bei den aus seinen verschiedenen Lebens- und Arbeitsphasen stammenden Bildern von Windmühlen, die nun gleichfalls in Riehen zu sehen sind.

Reduktion und Verdichtung als evolutionäres Stilmittel

Besonders offenkundig wird das auch in der Darstellung dreier einzeln stehender Bäume. So ist der zwischen 1908 und 1910 entstandene „Rote Baum“, der das Plakat der aktuellen Ausstellung schmückt, zwar schon reduziert, doch noch sehr naturalistisch. Auf dem vermutlich im Jahr 1912 gemalten Bild „Baum“ (u.li.) ist ein ähnlich strukturiertes Gewächs indessen deutlich verfremdet und durch kubistische Elemente in seine Einzelteile zerlegt. Das Bild „Blühender Apfelbaum“ (u.r.) aus demselben Jahr geht hingegen ganz in die waagerecht-rechtwinklige Ausrichtung sowohl des Hintergrunds als auch des Gegenstands über. Hier verweisen lediglich noch blattförmige Elemente darauf, dass es sich um einen Baum handeln könnte.

Großartig ist das Bild aber allemal, so wie die ganze Ausstellung, deren Besucher hier einen ganz neuen Mondrian entdecken.

INFO:
fondationbeyeler.ch

Foto (Einleitungsbild) : Piet Mondrian, Oostzijder Mühle am Abend, um 1907–1908, Öl auf Leinwand, 67,5 × 117,5 cm Kunstmuseum Den Haag, Niederlande, Vermächtnis Salomon B. Slijper, © 2022 Mondrian/Holtzman Trust, Fotos: Kunstmuseum Den Haag