Auf Holz klopfen: Freiburger Stadtbau setzt auf nachwachsenden Rohstoff Politik & Wirtschaft | 23.11.2019 | Till Neumann

Sechs Gebäude. Fast ausschließlich aus Holz. Das plant die Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) im „Schildacker“ im Stadtteil Haslach. Zum Spatenstich gaben sich neulich die Projektleiter sehr optimistisch – trotz einiger Fragezeichen. Stadtbauchef Ralf Klausmann sieht das größte Holzbauprojekt der Stadt als Testballon.

Was heute Aufsehen erregt, ist eigentlich ein alter Hut. „Schon Ende der 90er-Jahre haben wir im Rieselfeld Holzbau probiert“, erzählt Klausmann beim Spatenstich. Ohne Knirschen im Gebälk sei es bei den 24 Wohnungen damals nicht gegangen: „Wir mussten nachbessern.“ Nicht nur beim Brandschutz sind die Voraussetzungen heute nun andere: Der Quadratmeter koste das Vierfache – bis zu 4000 Euro statt rund 2000 Mark. Die Miete hat sich etwa verdreifacht. Statt rund sechs Mark pro Quadratmeter seien es heute bis zu zehn Euro.

Verschwunden sei die Idee der Holzhäuser aber nie. „Im Aufsichtsrat der FSB war das immer ein Thema“, sagt Klausmann. Doch erst 20 Jahre später geht’s weiter. „Wir haben es endlich geschafft“, sagt er. Die sechs Gebäude sind der zweite von drei Bauabschnitten. Der erste ist seit August fertig und konventioneller Bauart. Er bietet 89 Sozial-Wohnungen. Der zweite bringt 116 Wohnungen, 60 sind öffentlich gefördert.

Auf Holz klopfen scheint nicht nur für die Handwerker angesagt. Das Projekt gilt als hölzerner Testballon. Nach Abschluss sollen die Kosten zwischen konventionellem und hölzernem Bau verglichen werden. Soll heißen: Man betritt Neuland und kann die Summe schwer abschätzen. Dennoch heißt es: Knapp 24 Millionen Euro werde das Projekt kosten. Das Know-how für die Umsetzung kommt von außerhalb. In Vorarlberg hat sich ein FSB-Team vergleichbare Bauten angeschaut und Experten fürs Freiburger Projekt gewonnen. Klausmann ist überzeugt: „Holz ist ein wunderbarer Baustoff.“ Mit Freiburgs größtem Holz-Bauprojekt soll das nun an der Müllheimer Straße bewiesen werden.

Fokus auf bezahlbaren Mieten

Einfach sei der vierstöckige Bau nicht. „Man ist glücklich, wenn man einen Rohbauer findet. Und überglücklich, wenn man dann auch noch einen guten Preis bekommt“, erzählt Klausmann. Das habe funktioniert. In zwei Jahren sollen die Wohnungen bezugsfertig sein. Auch Magdalena Szablewska, technische FSB-Geschäftsführerin, freut sich auf ein „außergewöhnliches Projekt.“ Laufe die Vorfertigung wie geplant, könne man 20 Prozent Bauzeit sparen. Doch Holz sei kein einfacher Baustoff. „Man muss das Wasser immer weghalten“, sagt Szablewska. Gespannt sei sie, wie gut das gelinge. Sicher ist aber: „Wir werden den Weg bis zum Ende gehen.“

Oberbürgermeister Martin Horn zeigt sich überschwänglich: „Das ist eins meiner Lieblingsprojekte.“ Effizienz und Nachhaltigkeit stünden im Mittelpunkt. Eine neue Ära in Sachen Holzbau soll mit dem „kleinen Modellprojekt“ eingeläutet werden. Das passe nicht nur zu den Klimaprotesten, sondern auch zu Freiburg als Tor zum Schwarzwald.
Mehr als die Hälfte der Holzwohnungen sollen geförderter Wohnraum werden. In Sachen Ökologie setzt die FSB noch eins drauf: Die Zahl der Radstellplätze ist über dem Durchschnitt. Und pro autofreiem Haushalt gibt’s einen Zuschuss für eine Regiokarte.

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