Bilanz in Balance: Volksbank trotz Billiggeldpolitik der EZB mit robuster Ertragslage Politik & Wirtschaft | 12.03.2019 | Lars Bargmann

Baustelle

Die Volksbank Freiburg trotzt dem Niedrigzinsumfeld und macht auch 2018 knapp 30 Millionen Euro Gewinn. Das Vorstandstrio mit Uwe Barth, Stephan Heinisch und Volker Spietenborg schaffte das mit mehr Volumen und weniger Personalkosten.

Die wichtigste Einnahme der Banken, der Gewinn aus dem Zinsgeschäft, sackte um rund zwei auf 56,8 Millionen Euro ab. Da aber auch die Personalkosten um gut zwei Millionen Euro niedriger lagen als im Vorjahr, ist die Ertragslage – bei gleichbleibendem Gewinn aus dem Provisionsgeschäft (Bausparverträge, Wertpapiere, Versicherungen) – weiterhin „sehr gut“, sagte Barth bei der Bilanzpressekonferenz. Im Vergleich zu anderen Volksbanken in Baden-Württemberg „überdurchschnittlich“.

Die robuste Geschäftslage lässt die Freiburger auch gelassen über die Fusionswellen der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (gab es vor fünf Jahren noch 1500 selbstständige, gibt es heute noch 900) gleiten.

Die Nachfrage nach Krediten ist ungebrochen hoch: Allein 2018 finanzierten die Genossen mehr als 290 Millionen Euro bei privaten und über 270 Millionen bei gewerblichen Kunden (zusammen 7,3 Prozent mehr zum Vorjahr). Und auch das angelegte Geld der Kundschaft wächst kräftig und liegt erstmals knapp über sechs Milliarden Euro (siehe Bilanz-Box).  „Wir haben eine sehr gute Balance zwischen den Einlagen und den Krediten“, so Barth. Und in der Region eine stabile wirtschaftliche Entwicklung.

Bilanzen

Drei in dunklen Anzügen: Volker Spietenborg, Uwe Barth und Stephan Heinisch (v. l.) bei der Bilanzpressekonferenz.

Die Talfahrt des Zinsgeschäfts aber wird angesichts der Geldpolitik der EZB weitergehen: 2015 verdiente die Bank noch 61,5 Millionen Euro aus der Differenz zwischen lang- und kurzfristigen Zinsen, fast fünf Millionen Euro weniger waren es im vergangenen Jahr. „Wir werden auch 2019 ein Jahr niedriger Zinsen haben“, weiß Barth.

Zudem sind am Weltwirtschaftshimmel mit dem Konjunkturabschwung, drohenden Handelskriegen oder dem Brexit neue dunkle Wolken aufgezogen. „Wir haben nur 20 oder 30 Kunden, die sich Sorgen wegen des Brexits machen, das ist sehr übersichtlich“, sagte Gewerbekunden-Leiter Spietenborg.

Übersichtlicher ist auch das Filialnetz geworden: Zwölf Geschäftsstellen schloss die Bank im vergangenen Jahr, damit sei dieser Prozess aber bis auf Weiteres abgeschlossen, erzählte Privatkunden-Chef Heinisch. Zudem gab es 43 Mitarbeiter weniger als Ende 2017. Die verbliebenen 437 sind aber produktiver: Jeder Mitarbeiter trug etwa 3000 Euro mehr zum Betriebsergebnis bei als im Vorjahr.

Der Gewinn stärkt erneut das Eigenkapital, das nun 334 Millionen Euro beträgt. Die Quote liegt damit bei 18 Prozent und ist fast doppelt so hoch wie das vorgeschriebene Minimum (10,875). „Wir sind gut kapitalisiert und können den Mittelstand auch in den nächsten Jahren mit Krediten versorgen“, so Barth. Die Cost-income-Ratio (gibt an, wie viel Cent die Bank ausgeben muss, um einen Euro zu verdienen) liegt weiter bei 63. Der Gewinn werde sich in den kommenden Jahren zwar weiter abschwächen, so Barth, bleibe aber auskömmlich.

Vergleichstabelle

Bilanz-Box 2018 2017 Veränderungen
Bilanzsumme 3,21 Mrd. 3,16 Mrd. +50 Mio.
Kundenkredit 2,15 Mrd. 2,01 Mrd. +140 Mio.
Kundeneinlagen 2,43 Mrd. 2,34 Mrd. +90 Mio.
Kundenvolumen* 6,06 Mrd. 5,79 Mrd. +260 Mio.
Zinsergebnis 56,8 Mio. 58,8 Mio. -2,02 Mio.
Provisionsergebnis 23,9 Mio. 23,9 Mio. +0,06 Mio.
Verwaltungskosten 49,9 Mio. 51,2 Mio. -1,3 Mio.
Steuern 8,6 Mio. 6,0 Mio. +2,63 Mio.
Mitarbeiter 437 480 -43

*inkl. außerbilanziellen Anlagen

Fotos: © Volksbank