Bodenpreise gen Himmel: Preissteigerung um bis zu 74 Prozent Politik & Wirtschaft | 23.07.2019 | Lars Bargmann

Der Gutachterausschuss der Stadt Freiburg hat Ende Juni die neuen Bodenrichtwerte bekannt gegeben. Schon in der Mai-Ausgabe hatte das Wirtschaftsmagazin business im Breisgau „dramatische Erhöhungen“ prophezeit. Das ist nun eingetreten: Die Baulandpreise für Mehrfamilienhäuser sind seit 2016 im Schnitt um 74 Prozent nach oben geschnellt.

Die für Ein- oder Zweifamilienhäuser um 58 Prozent. „Die Preise sind teilweise dramatisch gestiegen“, sagt Finanzbürgermeister Stefan Breiter. Auf der Siegerseite der neuen Werte steht das Freiburger Finanzamt, aber auch Erbbaugeber wie das Freiburger Rathaus selbst oder auch die Stiftungsverwaltung. Denn der Erbbauzins wird zumeist an den Bodenrichtwert gekoppelt. Auf der Verliererseite könnten die Mieter stehen, denn die Grundsteuer nimmt auch Bezug zu den Bodenwerten und ist für die Eigentümer umlegbar.

Somit sind die Bodenrichtwerte auch ein politisches Instrument. Aber sowohl der Vorsitzende des Gutachterausschusses, Hugo W. Sprenker, als auch Christian Vogt, Chef des städtischen Vermessungsamts, und Finanzbürgermeister Stefan Breiter betonten die totale politische Unabhängigkeit. Die Richtwerte ergäben sich vielmehr nahezu direkt aus der Kaufpreissammlung des Ausschusses, dem alle – in der Region protokollierten – Kaufverträge vorgelegt werden. Sie bilden also die Marktlage der vergangenen zwei Jahre ab.

Und aus der ist herauszulesen, dass im vergangenen Jahr auf dem Güterbahnhof für einen Quadratmeter Boden und einer Geschossflächenzahl von 2,0 fürs Wohnen 2900 Euro hingeblättert wurden. Bib-Informationen zufolge für ein Grundstück an der Ecke Zollhallenstraße und Eugen-Martin-Allee, auf dem die Stuckert Wohnbau AG bauen wird.

Im Schnitt um 74 Prozent auf 1650 Euro schnellen die Preise für Geschosswohnungsbauflächen (ohne Altstadt) nach oben. Bei den Ein- und Zweifamilienhäusern sind es 58 Prozent. Gesunken sind allein die Preise im Rebland: Von 6 auf 5,50 Euro. Keine oder nur geringfügige Preissteigerungen gab es auf gewerblichen Flächen und in ­1-A-Lagen rund um den Bertoldsbrunnen: Hier liegt der Richtwert für einen Quadratmeter bei 10.000 Euro.

„Unser Ziel ist bezahlbares Wohnen, aber wir müssen realistisch sehen, dass die Bodenpreise dem entgegenwirken“, sagte Breiter. Wer bezahlbares Wohnen propagiert, der könnte sich in seiner Agenda ein Fragzeichen hinter den Punkt Grundsteuer-Hebesatz ­schreiben. Das Rathaus könnte den Hebesatz senken, damit die zweite Miete für die Mieter nicht teurer wird. Davon wären dann auch – anders als beim Mietmoratorium der Stadtbau GmbH – alle betroffen. „Es gab hierzu noch keine Gespräche unter den Dezernenten“, sagt Breiter auf Nachfrage. Man werde das aber prüfen.

Für Sprenker ist die Billiggeld-Politik der EZB der entscheidende Preistreiber. Eine Beruhigung des Immobilienmarkts sei nur durch viele neue Bauflächen zu schaffen: „Grünzüge gehören in den Schwarzwald und nicht an die Ränder von Freiburg.“ Da musste Breiter schlucken. „Eine politische Aussage ist das nicht.“

Info

Der Gutachterausschuss hat aktuelle Werte für 403 Bodenrichtwertzonen beschlossen, 221 Wohnbau-, 150 gemischte Bauflächen und 31 gewerbliche Flächen. Die Quadratmeter-Werte
für Ein- und Zweifamilienhäuser liegen in Freiburg sowie den Randlagen Kappel, Ebnet und Lehen zwischen 480 und 1300 Euro, in den Tuniberg-Gemeinden und Hochdorf bei 260 bis 520 Euro. In begehrten Lagen (Herdern, Neuburg, Wiehre, Zähringen) kletterten sie auf bis zu 1300 Euro.

Von Bedeutung sind die Werte bei der steuerlichen Bewertung, beim Ermitteln von Immobilienwerten und für städtebauliche Belange. Die Werte sind über www.freiburg.de/stadtplan kostenlos abrufbar.

Visualisierung: © Stadt Freiburg/Dietrich/Untertrifaller Architekten