Die Bilanz des Bauvereins zeigt sich unbeeindruckt von der Pandemie Politik & Wirtschaft | 16.07.2021 | Lars Bargmann

BVB Fordern günstige Bodenpreise für preiswerte Mieten: Marc Ullrich (r.) und Jörg Straub.

Der Bauverein Breisgau (BVB) hat im vergangenen Jahr mit rund 120 Beschäftigten 48 Millionen Euro umgesetzt, 37,2 Millionen in neue und bestehende Wohnungen investiert und unterm Strich stolze neun Millionen Euro Gewinn gemacht. Obwohl die Mieten weiter weit unter dem Markt liegen.

„In 85 Prozent unserer fast 5000 Wohnungen liegt die Miete zwischen vier und acht Euro“, sagte der Vorstandsvorsitzende Marc Ullrich bei der Bilanzpressekonferenz. Im Schnitt zahlen die Mitglieder 7,14 Euro Miete und damit 2,65 Euro weniger als die Durchschnittsmiete im aktuellen Freiburger Mietspiegel, wo der Bauverein etwa drei Viertel seiner Wohnungen hat.

241 werden in diesem und im kommenden Jahr hinzukommen. Das größte Vorhaben ist in Herbolzheim, wo der BVB eine Kita nebst sechs Wohneinheiten in Holzbauweise just fertiggestellt hat und nun weitere 18 Millionen Euro in 42 Miet- und 21 Eigentumswohnungen investiert. Die maßgeblichen Spielorte der Genossen liegen fast alle im Umland: In Gottenheim bauen sie 37 Einheiten zur Miete, in Kirchzarten 35, in Schallstadt 33, in Gundelfingen am Schobbach 22. Meist im Paket mit sozialen Einrichtungen (Pflegeeinrichtungen, Kitas, Wohngruppen für körperlich oder anders Benachteiligte).

„Wir sind ein gefragter und kompetenter Partner von vielen Kommunen“, so Ullrich. In Freiburg hingegen sei noch nicht klar, ob man etwa im Neubaugebiet Kleineschholz – wo nach dem Diktum von Oberbürgermeister Martin Horn nur „gemeinwohlorientierte“ Unternehmen zum Zug kommen sollen – auch bauen wird: „Wir stehen für bezahlbares Wohnen, wenn die Bedingungen das nicht ermöglichen, können wir auch nicht bauen.“ Wenn es mit dem genossenschaftlichen Wohnen im Stühlinger oder Zähringen-Nord, Zinklern oder Dietenbach etwas werden soll, dann, so drückte es Finanzvorstand Jörg Straub aus, müsse man „die politische Zielrichtung mit der wirtschaftlichen Realität in Einklang bringen“.

Dass der Freiburger Gemeinderat beschlossen hat, Grundstücke nur noch in Erbpacht zu vergeben, macht die Sache nicht einfacher. Das Rathaus wollte schon im vergangenen Jahr eine neue Erbbauregelung für Grundstücke mit Mehrfamilienhäusern vorlegen. Das wurde aufs erste Quartal 2021 verschoben. Doch auch der Termin ist gerissen. Grundstückskosten und die Menge an kostenintensiven Bauauflagen würden entscheiden, ob der Bauverein als Akteur auftreten kann, so Straub. Die Baukosten seien seit dem Jahr 2000 um 81 Prozent in die Höhe geklettert, erklärte Ullrich. Der deutsche Mietpreisindex kletterte im selben Zeitraum übrigens nur von 83,9 auf 106,9 Punkte.

Ganz ohne Freiburger Projekte ist der Bauverein noch nicht: Auf dem Güterbahnhof ist ein Gebäudeensemble mit 56 Wohnungen fast fertig, an der Alemannenstraße wurden 20 Einheiten abgerissen und 24 neue gebaut, an der Lichtenbergstraße sind durch einen Anbau und eine Aufstockung 13 neue Wohnungen erstellt und bezogen. „Da hat uns die Stadt durch ein Mobilitätskonzept geholfen, weil wir keinen Platz für zusätzliche Autostellplätze hatten“, so Ullrich.

Im Finanzplan stehen in den nächsten Jahren 150 Millionen Euro an Investitionen, das Eigenkapital liegt aktuell bei 110 Millionen. Zudem hat der BVB 115 Millionen an Spareinlagen seiner fast 24.000 Mitglieder zur Verfügung. An sie werden 500.000 Euro ausgeschüttet.

Foto: © Felix Risch