Eigentlich eine Praline: Zwei Freiburger tüfteln am perfekten Bonbon Politik & Wirtschaft | 27.06.2020 | Till Neumann

Bonbons Chupa Yerba Dose

Klein, gesund, aromatisch. So sollen die Bonbons von Chupa Yerba sein. Zwei Freiburger bieten sie nach jahrelangen Experimenten seit April an. In den Geschmacksrichtungen Schokolade, Ingwer und Pinie. Die Macher sagen: Ihre Produkte sehen aus wie Bonbons, sind aber eigentlich etwas anderes.

„Wenn du was willst, musst du dich bewegen“, sagt Michael Kuhn. Dem IT-Experten braucht man daher nicht viele Fragen zu stellen. Er erzählt auch so mit Feuereifer von seinen „Drops“. Das Besondere daran: Sie kommen ohne Zucker und Geschmacksverstärker aus – und werden in Freiburg hergestellt.

Gesüßt wird mit dem Birkenzucker „Xylit“. Das sei sogar gut für die Zähne, erklärt Joachim Lutz. Studien belegen das: Xylit schützt vor Karies und beugt gegen Plaque vor. Die Bonbons sind „schmeckende Medizin“, sagt Lutz und lacht.

Der Geschmack ist den beiden das Wichtigste: „Sie sehen aus wie ein Bonbon, spielen aber geschmacklich in der Liga von Pralinen“, schwärmt Kuhn. Immer wieder habe er die Rezeptur verfeinert. Daniel Düsentrieb nennt Lutz den experimentierfreudigen Geschäftspartner.

Die chilli-Verkostung zeigt: Ingwer sticht mit viel Schärfe heraus. „Die brennen“, sagt Kuhn. „Wir wollen polarisieren.“ Deutlich weniger ecken die Varianten Schoko und Pinie an. Vor allem Pinie überzeugt mit erdigen Aromen.

Die Bonbon-Idee kam Kuhn im Ausland. Früher arbeitete er als Reiseleiter und hatte panische Zahnarztangst. Als ihm eine Finnin Xylit zeigte, wollte er sich „aus Egoismus“ selbst eine Zahnputz-Alternative für Reisetage schaffen. In seiner Küche begannen 2017 die ersten Tests. 2018 tat er sich mit Lutz zusammen. Seit dem 1. April sind die Bonbons im Online-Shop verfügbar. Mit dem charmanten Slogan: Bonbon Voyage.

Bonbons Hersteller

Setzen auf zuckerfrei: Michael Kuhn und Joachim Lutz.

Einfach ist die Zubereitung nicht: „Es ist ein kniffliger Prozess, aber wir sind mit Herzblut dabei“, sagt Lutz. Getüftelt wird in der Küche der Tortenmanufaktur „Liebes Bisschen“ in Freiburg – teils bis in die Nacht hinein. Viel Hitze und zirkulierende Luft seien für die Produktion nötig. „Fies zu verarbeiten“, sagen die Macher.

Verkauft werden die Drops im Feinkostladen Garibaldi und im Liebes Bisschen. Dort sind die Reaktionen positiv: „Super lecker und zuckerfrei“, lobt Betreiberin Katrin Geisthövel. Der Verkauf klappe gut. In Coronazeiten hat Geisthövel die Drops als Überraschung zu ihren Lieferungen gepackt. Auch sie selbst habe immer ein Päckchen in der Tasche.

Rundum happy sind die Chupa-Erfinder nicht. Der Corona-Shutdown habe den Verkaufsstart verhagelt und so mancher Laden habe sie nicht ins Regal nehmen wollen. Kuhn sagt: „Die Qualität der Bonbons zu kommunizieren, ist nicht einfach.“ Doch ihr Tatendrang ist groß: Derzeit feilen sie an neuen Geschmacksrichtungen: Matcha und schwarzer Kaffee sind in Arbeit. Auch eine Schwarzwald-Edition ist geplant.

Der Preis könnte ebenfalls eine Rolle spielen. Stolze 4,95 Euro kostet eine Dose mit 40 Drops. Dafür gibt’s kantige Sprüche inklusive. „Scharf, aber sexy“ steht auf der Ingwer-Dose. „Geht immer“ bei Schoko und „Derbe Delikatesse“ bei Pinie. Übersetzt aus dem Spanischen heißt Chupa Yerba Lutschkräuter. Ihr Hashtag-Slogan daher: „#Lutsch mich oder leck mich“.

Rund 750 Dosen sind bisher produziert. 200 haben sie verkauft. Vom Potenzial sind beide überzeugt: „Wenn Leute schnallen, was da geht, ist der Preis ein Witz“, sagt Kuhn. Sogar seine Zahnärztin habe schon Interesse angemeldet.

Fotos: © Chupa Yerba, tln