Goldgräberstimmung bei Verkäufern: Gutachterausschuss legt Immobilienmarktbericht 2018 vor Politik & Wirtschaft | 18.05.2019 | Lars Bargmann

Die Stadt Freiburg hat im vergangenen Jahr den zweithöchsten Immobilienumsatz seit 1971 erlebt. Der Wert der verkauften Gebäude und Grundstücke ist auf 1,06 Milliarden Euro gestiegen.

„Die extrem hohe Beliebtheit hat Auswirkungen auf die Preise“, sagt Finanzbürgermeister Stefan Breiter. Ein Quadratmeter Bauland für ein Mehrfamilienhaus kostet in Freiburg mittlerweile im Schnitt 1647 Euro. Auf dem Güterbahnhof sind nach Informationen des Wirtschaftsmagazins business im Breisgau in einem Fall sogar rund 2500 Euro für einen Quadratmeter gezahlt worden. Die Verkäufer von Baulandflächen sind in Goldgräberstimmung. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 2438 Verkäufe (2017: 2368). 363 neue Eigentumswohnungen wechselten den Besitzer, darunter 79 kleine für Studierende. Keine beindruckenden Zahlen angesichts des Wohnungsmangels. „Wir können gar nicht so schnell bauen und entwickeln wie die Nachfrage es erfordert“, sagte Breiter bei der Vorlage des Berichts Mitte April.

„Wir müssen die regionale Zusammenarbeit konsequent verstärken“, sagte am gleichen Abend Oberbürgermeister Martin Horn beim Immo-Forum der Sparkasse Freiburg. Horn bewertete es dort als „Unding“, dass Freiburg und die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen keine gemeinsame Wohnungsbedarfsanalyse haben. Wichtiger wären Baurechte.  Aber sowohl das Gebiet Zinklern in Lehen als auch Zähringen-Nord (Horns freudscher Versprecher dazu: „Zähringen-Not“) gestalten sich deutlich schwieriger, als Baubürgermeister Martin Haag ursprünglich dachte.

Die teuerste Villa ging für 2,553 Millionen Euro über den Tisch, die durchschnittlichen Quadratmeterpreise lagen in dem Segment bei 6600 Euro (Vorjahr: 5420) und sind die am stärksten steigenden. In Emmendingen war das teuerste Anwesen 2,25 Millionen Euro wert. Nach bib-Informationen war dies eine Villa nebst Hubschrauberlandeplatz in Windenreute. In neuen Wohnungen kostete der Quadratmeter im Schnitt 5314 Euro (der teuerste: 8626), in gebrauchten 3800 Euro (Angaben ohne Tuniberg-Gemeinden und Hochdorf, dort ist es günstiger). Die teuerste Eigentumswohnung kostete 1,544 Millionen Euro, die günstigste gebrauchte 38.900 Euro. Während vor fünf Jahren noch 23 Prozent aller Neubauwohnungen unter 3500 Euro kosteten, gab es im vergangenen Jahr keinen einzigen Verkauf zu diesem Quadratmeterpreis. Sechs Prozent kosteten schon oberhalb von 7000 Euro.

Insgesamt war 2018 – allen politisch geäußerten Forderungen zum Trotz – erneut ein Jahr mit steigenden Preisen. Beim Immo-Forum kritisierte Bauträger Uwe Kleiner beim Thema Zweckentfremdung, dass die Stadt selber Wohngebäude mit ihren Behörden zweckentfremde. Das ist auch bei vom Land genutzten Immobilien eine durchaus zutreffende Kritik.  WOBAG-Vorstand Klaus Ruppenthal monierte die über das Gesetzliche hinausgehenden energetischen Forderungen in  Freiburg, die wie die Bau- und Grundstückskosten zu den Preistreibern zählten. Horn kennt andere Statistiken. Gutachter Frank Pfaff, auch er ist Mitglied im Ausschuss, erzählte von einem Bauwilligen, dem im Baudezernat gesagt worden sei, auf den dafür nötigen Bebauungsplan müsse er zehn Jahre warten. Warum das Dezernat solche Aufgaben nicht extern vergebe? Das blieb unbeantwortet.

Während der Volksmund sagt, Freiburg werde immer mehr von Auswärtigen aufgekauft, hält Christian Vogt, Leiter des Vermessungsamts und Vizevorsitzender des Gutachter-ausschusses, dagegen: Der Anteil Freiburger Käufer lag 1996 bei 48 Prozent, im vergangenen Jahr bei 54 Prozent: „Wir werden nicht von Schweizern, Chinesen und Russen aufgekauft.“  Und auch für die auf der politischen Bühne oft kritisierte Versiegelung Freiburgs enthält der Markbericht eine Zahl: Die besiedelte Fläche in Freiburg umfasst 4222 Hektar. Das sind 28 Prozent der Gesamtfläche.

Foto: © Neithard Schleier