Heiße Ware: Streck Transport legt Augenmerk auf Lithium-Akkus Politik & Wirtschaft | 04.06.2019 | Philip Thomas

Ob Smartphone, E-Bike oder Digitalkamera: In vielen elektronischen Geräten steckt heutzutage ein Lithium-Ionen-Akku. Nicht umsonst, denn die kleinen Kraftpakete haben eine enorme Energiedichte: Während Autobatterien mit Schwefelsäure auf 35 Wattstunden pro Kilo Gewicht kommen, leisten Lithium-Ionen pro Kilo satte 600 Wattstunden. Bei unsachgemäßem Transport birgt das allerdings auch Risiken.

„Schäden an Lithium-Ionen-Zellen sind schwer zu erkennen – bis sie sich entzünden und es lichterloh brennt“, sagt Thomas Winter, Gefahrgutbeauftragter von Streck Transport, auf der gut besuchten Informationsveranstaltung. Erst mal entstanden, sei einem Lithium-Brand praktisch nicht mehr beizukommen. Um ein brennendes Elektroauto wie beispielsweise einen Tesla zu löschen, brauche es laut Winter 14.000 Liter Wasser – knapp fünfmal so viel, wie ein durchschnittlicher Feuerwehrwagen an Bord hat.

Schuld sei die hohe Energiedichte, die Lithium-Akkus auch zu einem begehrten Transportgut machen: „Das ist ein Riesenmarkt. Um den ganzen Globus sind Milliarden von Lithium-Ionen-Zellen unterwegs.“ Nur bei korrektem Umgang sei die Sicherheit auf allen Transportwegen gegeben. „Die meisten Batterien werden allerdings nicht richtig gehandhabt“, sagt der 58-Jährige. Zwar gebe es Bußgelder, die seien allerdings zu niedrig und obendrein nicht durchdacht. So unterscheide das Gesetz beispielsweise nicht zwischen einem Verstoß bei einer einzigen Batterie und einer ganzen Palette.

„Beim Transport können enorme Kräfte bis zu 6G auftreten“, erklärt Winter. Hinzu kämen Stöße und Druck durch darüberliegende Ladung. Auch deswegen seien die Hersteller verpflichtet, ihre Batterien zu testen und einen Prüfbericht zu erstellen. Nach der Übergangsfrist bis zum 1. Januar 2020 müssen diese Papiere auf jedem Transport beiliegen. Bereits jetzt müssen Verpackungen von Lithium-Ware Stürze aus einer Höhe von 1,2 Metern aushalten. „Ohne dass sich die Akkus auch nur ein Stück bewegen“, betont Winter.

Schließlich seien die beiden unterschiedlich geladenen Pole im Inneren der Batterie bloß durch eine mikrometerdünne Membran getrennt. Bereits kleinere Stöße könnten das chemische Gleichgewicht empfindlich stören. Was passieren kann, wenn Vorschriften missachtet und Batterien nicht fachgerecht transportiert werden, demonstrierte der ausgebildete Pyrotechniker wenige Minuten später, als er auf einem gesicherten Grill eine handelsübliche Powerbank mit einem Nagel eindellte.

„Die Oberfläche muss nicht einmal durchstoßen werden, ein Schlag reicht bereits aus“, sagt der Experte. Was seine Zuschauer nicht sehen: Unter der Beule kocht der Elektrolyt bereits. Schnell staut sich die Wärme und bahnt sich schließlich sprudelnd ihren Weg an die Oberfläche. Winter protokolliert mit einem Thermometer die Temperatur: „75 … 90 … 130 …“ Nach einer knappen Minute misst Winter hinter einer Rauchfahne 350 Grad. Bis zu 800 Grad seien möglich. Angesichts solcher Werte ist sich Winter seiner Verantwortung bewusst.

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