Kaum Jammern bei den Kammern: Konjunkturaussichten aber deutlich trüber Politik & Wirtschaft | 04.12.2019 | Lars Bargmann

Das Konjunkturklima in Südbaden geht derzeit Hand in Hand mit dem typischen November­wetter – es ist trüb. Sowohl die Handwerkskammer Freiburg (HWK) als auch die Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK) haben ihre Betriebe nach der aktuellen und der erwartbaren Geschäftslage gefragt: Die Industrie winkte ab, im Handwerk wiegen die Verantwortlichen die Köpfe hin und her.

„Während die Binnenwirtschaft Stabilitätsgarant bleibt, müssen wir beobachten, wie sich die Exportschwäche auswirkt“, sagte HWK-Präsident Johannes Ullrich. Zwar bewerten noch immer fast drei Viertel der Unternehmen (72,6 Prozent) ihren Geschäftsverlauf positiv, vor einem Jahr waren es aber noch 81 Prozent.

Die Auftragsentwicklung lag im dritten Quartal deutlich unter dem Vorjahresergebnis. Zwar meldete noch jeder fünfte Befragte (21,1 Prozent, 2018: 34,3 Prozent) vollere Auftragsbücher, doch klagte zeitgleich jeder vierte (23,9 Prozent, 2018: 10,8 Prozent) über Rückgänge.

Der IHK-Konjunkturklimaindex fiel im dritten Quartal sogar mit 113 Punkten (-14) auf den tiefsten Stand seit 2012. Noch stärker als bei der Bewertung der aktuellen Lage ist die Abwärtsbewegung bei den Erwartungen an 2020. Der Index verliert 18 Punkte und liegt erstmals seit Jahresbeginn 2013 wieder im negativen Bereich: Es gibt mehr Betriebe, die mit einer negativen Entwicklung rechnen als solche mit positiver Erwartung. „Die Unternehmen werden vorsichtiger und investieren derzeit meist nur noch dort, wo es am nötigsten ist“, so Auer.

In der Industrie schlägt sich die weltwirtschaftliche Abkühlung unmittelbar auf den Oberrhein durch. Der Index der Geschäftslage fiel seit Jahresbeginn 2018 fast kontinuierlich von seinem Allzeithoch mit 68 Punkten auf nun nur noch 20 Punkte. Viele Unternehmen rechnen mit einem Abbau von Arbeitsplätzen.

Auer sieht aber einen deutlichen Unterschied zu vergangenen Krisen: „Der Fachkräftemangel ist groß und der Bedarf an Mitarbeitern weiterhin hoch. Sicher wird der aktuelle Abschwung nicht in eine hohe Arbeitslosigkeit laufen.“ IHK-Hauptgeschäftsführer Dieter Salomon sagte: „Heute sind wir in einer ganz anderen Phase als 2009. Es wäre fatal für die Unternehmen, die Menschen zu entlassen.“ Nach dem Dämpfer wieder neue Leute zu finden, dürfte finanziell anspruchsvoller sein. 

Foto: © IHK Südlicher Oberrhein (Natalie Butz)