Kreditboom am Kassenschalter: Sparkasse Freiburg mit 65 Millionen Euro Gewinn Politik & Wirtschaft | 15.03.2019 | Lars Bargmann

Noch nie in der Geschichte der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau gab es so viel Kreditvolumen: Allein 2018 bewilligte die Bank 1,2 Milliarden Euro, der Bestand durchbricht damit erstmals die Fünf-Milliarden-Grenze.

Vor vier Jahren verdiente die Sparkasse noch 119 Millionen Euro mit dem Kreditgeschäft, im vergangenen Jahr waren es noch 111 Millionen, Tendenz sinkend. „Die andauernde Nullzinsphase ist die größte Herausforderung“, sagte der Vorstandsvorsitzende Marcel Thimm bei der Vorlage der jüngsten Bilanz. Und er glaubt, dass sich das in den nächsten Jahren auch nicht ändert.

„Wir können diese Entwicklung nur abbremsen, nicht aufhalten.“ In fünf Jahren werde das operative Ergebnis von jetzt 65 Millionen auf 55 Millionen Euro gesunken sein, sagt Thimm auf Nachfrage des Wirtschaftsmagazins business im Breisgau.

Bei den Erträgen liegen die Freiburger im Vergleich zu anderen baden-württembergischen Sparkassen aber weiterhin „deutlich über dem Schnitt“. Überdurchschnittlich ist auch das Kreditvolumen generell: 75 Prozent der Bilanzsumme sind es in Freiburg, rund 50 Prozent im Bundesschnitt. Das wichtigste Kreditfeld ist dabei die Immobilienbranche. Die – privaten – Wohnbaudarlehen legten um 40 Millionen (oder 14,4 Prozent) auf 320 Millionen Euro zu. Zudem vermittelten die Banker noch 35 Millionen Euro an Förderkrediten. Auch das Bausparvertragsgeschäft liegt mit fast 155 Millionen (Vorjahr: 122) auf Rekordniveau. Anzeichen für eine Immobilienblase sehen Thimm und seine Kollegen Bernd Rigl, Erich Greil und Lars Hopp nicht.

Hat trotz niedriger Zinsen noch gut zu lachen: Der Sparkassen-Vorstand mit Erich Greil, Lars Hopp, Bernd Rigl und Marcel Thimm (v. l.).

Thimm verdeutlichte das an einem persönlichen Beispiel: Als er 1993 ein Eigenheim kaufen wollte, lagen die Zinsen um gut fünf Prozent über dem heutigen Niveau und das, gemeinsam mit den höheren Löhnen, kompensiere die Preissteigerungen. Der gesamte Kreditbestand legte um 219 Millionen oder 4,5 Prozent auf 5,07 Milliarden Euro zu.

Obwohl das Kreditinstitut Ende vergangenen Jahres 43 Mitarbeiter weniger als im Vorjahr hatte (siehe Bilanz-Box), blieben die Personalkosten bei 64 Millionen Euro konstant. Im Jahr 2000 arbeiteten in Deutschland noch rund 800.000 Menschen in der Kreditwirtschaft, heute sind es deutlich unter 580.000. Auch die Freiburger Sparkasse hat in diesem Zeitraum fast jeden vierten Mitarbeiter verloren.

Der Verlust von weiteren Filialen sei aktuell – aus Kundensicht – nicht zu befürchten, sagte Privatkunden-Vorstand Greil. Sei aber in den nächsten Jahren auch nicht auszuschließen.

Aus dem Gewinn von 65 Millionen Euro wandert der Großteil in die Reserven, in Risikovorsorge und die Aufstockung des Eigenkapitals, das nun 328 Millionen beträgt. Die Quote liegt damit bei 17,54 Prozent. Die Kreditausfälle hätten im moderaten Bereich gelegen. In schlechten Jahren platzen bei der Sparkasse 400 Kredite, in guten 200. Bei 240.000 Privat- und 15.000 Firmenkunden sei die Risikolage weiter entspannt.

Von insgesamt 19 Millionen Euro Steuern gehen 6 Millionen Gewerbesteuer ans Freiburger Rathaus und 1,5 Millionen nach Emmendingen. Zum weiter sehr zögerlichen Aktienkauf sagte Thimm: „Langfristig schlägt die Aktie alle anderen Anlageformen.“ Bei der Bank liegen aktuell 1,5 Milliarden Euro auf Sparkonten.

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