Mit Selbstbautrieb zum Stipendium: Tüftler Daniel Habermaas fertigt Einrichtungsgegenstände aus Holz und Beton Politik & Wirtschaft | 22.05.2021 | Philip Thomas

Daniel Habermaas verbindet Form mit Funktion. Der Produktdesigner möchte mit handgefertigten Uhren aus Beton und Holz in die Wohnzimmer und den Baustoff dabei in ein neues Licht rücken. Bei dem Wohnaccessoire soll nicht Schluss sein: Habermaas hat bereits einen neuen Prototypen in der Pipeline.

Die Idee zu „Stilbeton“ kam Daniel Habermaas, als er vor zwei Jahren ein Weihnachtsgeschenk für seine Freundin suchte. „Ich habe davor schon Möbel für unsere Wohnung gebastelt“, erzählt er. Zwar sei die Partnerin wegen seines „Selbstbautriebs“ ein bisschen genervt gewesen, das hielt den Tüftler aber nicht davon ab, einen mit Betonkleber zusammengehaltenen Uhren-Prototyp aus Bambus zu bauen. „Der hängt noch heute über unserer Wohnzimmertür“, berichtet der 32-Jährige.

Das Aussehen eines Gegenstandes ist für ihn ebenso wichtig wie seine Funktion. „Oft gibt Technik die Form vor“, sagt der studierte Kfz-Mechatroniker. Über die meisten technischen Geräte werde oftmals nur eine Hülle gestülpt. Habermaas möchte das ändern und mehr aussuchen als bloß Farbe und Material. „Nur Ingenieur wäre mir zu trocken“, betont er. Der Schritt in die Selbstständigkeit sei kein kleiner gewesen: „Das wird romantisiert.“ Eine gute Idee allein reiche nicht, „man braucht Kapital“, betont der Unternehmer. Einen großen Kredit habe er allerdings nicht aufgenommen: „Ich wollte kein Risiko eingehen.“ Die einzige Förderung, die Habermaas bisher erhalten hat, ist ein Stipendium der Freiburger Volksbank, das ihm einen Platz im Freiburger Kreativpark in der Lokhalle sichert: „Ich freue mich, endlich mal wieder einen richtigen Arbeitsplatz zu haben.“

Vom Siebdruck der Verpackung bis zum Online-Shop rührt Habermaas Stilbeton im Alleingang an: „Ich mache alles selbst.“ In der Zeit vor Weihnachten stand er deswegen knapp 60 Stunden pro Woche in seiner provisorischen Werkstatt. Mit dem Absatz sei er zufrieden, rund 50 Zeitanzeiger à 159 Euro habe er vertickt. Ist der Preis profitabel? „Ich stecke zeitlich mehr rein“, kommentiert Habermaas.

Handarbeit: Stilbeton-Uhr

Als Ein-Mann-Unternehmen soll Stilbeton wachsen. „Ich will bekannter werden“, sagt Habermaas, der an den grauen Baustoff glaubt. „Beton ist ein hartes, robustes und kaltes Material. Es ist spannend, ihn in einen anderen Kontext wie zum Beispiel ins Wohnzimmer zu setzen“, sagt er. Das Material bearbeitet Habermaas in Handarbeit so lange, bis die Oberfläche glatt und die Form ohne scharfe Kanten ist. „Ich will damit weiter aufbrechen“, sagt er. Tatsächlich ist der polierten Platte ihr Gewicht von zweieinhalb Kilogramm nicht anzusehen.

Die Uhr habe ihm gezeigt, dass es möglich ist, eine Idee zu verwirklichen und sich damit selbstständig zu machen. Sein Vorhaben ist vielversprechend: Der Markt für handgemachte und hochwertige Einrichtungsgegenstände floriert. Habermaas schickt Pakete bis nach Berlin und Hamburg. Langfristig will der Unternehmer auch dort in die Schaufenster.

Nachdem die Uhren rund laufen, möchte der Produktdesigner sein Portfolio erweitern. „Ich merke, dass ich mehr Produkte brauche, das habe ich unterschätzt“, sagt Habermaas. Als Nächstes wolle er etwas Einfacheres ohne viel Technik wie Uhrwerk und Zeiger machen. Einen Prototyp für einen Küchenrolle-Halter aus Holz und Beton hat er schon auf der heimischen Spüle stehen. „Den fand meine Freundin direkt ganz gut.“

Fotos: © Stilbeton