Pandemie pulverisiert Passagierzahlen: Euroairport schafft trotzdem schwarze Null Politik & Wirtschaft | 08.03.2021 | Lars Bargmann

Euroairport Basel-Mulhouse-Freiburg Hallen der AMAC Aerospace Switzerland AG: 20 neue Arbeitsplätze im Krisenjahr

Der Euroairport Basel-Mulhouse-Freiburg (EAP) hat trotz dramatisch abgestürzter Passagierzahlen das Pandemie-Jahr 2020 wirtschaftlich mit nur einem blauen Auge überstanden. Das berichteten Direktor Matthias Suhr und Verwaltungschef Frédéric Velter in einer Videokonferenz mit Journalisten.

9,1 Millionen Fluggäste verzeichnete das regionale Drehkreuz im Jahr 2019, 2,6 Millionen waren es im vergangenen Jahr – ein Minus von 71 Prozent. „Das haben wir noch nie erlebt, nicht nach der Swissair-Krise, nicht nach der Weltfinanzkrise“, sagte Suhr. Der Umsatz halbierte sich auf 80 Millionen Euro, er speist sich zu 80 Prozent aus dem Passagierverkehr. „Beim Betriebsergebnis werden wir wohl eine schwarze Null haben“, sagte Velter auf Nachfrage. Nach Steuern und Abschreibungen könnten es bis zu 20 Millionen Euro Verlust sein. Fürs laufende Jahr hat Suhr drei Szenarien mit drei bis fünf Millionen Passagieren in den Wirtschaftsplan geschrieben: „Wir haben noch ausreichend Liquidität, um auch 2021 gut zu meistern.“

Die Zahl der Flugbewegungen sackte von 99.000 in 2019 auf nun 51.000 ab, wobei die Privatflieger mehr flogen (die Landebahn war häufiger frei), die gewerblichen um 60 Prozent weniger. Die stärksten Destinationen wurden kräftig durcheinandergewirbelt: London verlor Platz 1 an Pristina (knapp 200.000 Passagiere), dahinter schob sich Istanbul (159.000). Berlin lag mit 110.000 Fluggästen auf Rang fünf. Easyjet beförderte 1,526 Millionen Passagiere und hatte damit einen Anteil von 58,7 Prozent.

Der Frachtverkehr wuchs leicht auf 108.500 Tonnen, vor allem weil medizinische Geräte, Schutzkleidung oder Blut über Basel transportiert wurden – 100 Tonnen Blutplasma allein nach Shanghai. 20 der rund 400 eigenen Mitarbeiter verloren ihren Job, insgesamt gab die Zahl der Beschäftigten am EAP um 500 auf 6000 nach. Mit der Wechselstube gab es auch eine Insolvenz.

Den wirtschaftlichen Herausforderungen begegneten Suhr und Velter mit einem Sparprogramm: Die geplanten Investitionen wurden um zwei Drittel auf 20 Millionen Euro gekürzt, die Erweiterung des Terminals wurde komplett gestoppt, viele Mitarbeiter waren in Kurzarbeit, aktuell gilt ein Einstellungsstopp.

Der EAP will trotz aller Turbulenzen an seinem Ziel festhalten, den Fluglärm zwischen 23 und 24 Uhr weiter zu drosseln und bereits bis 2030 CO2-neutral zu sein. 90 Prozent der Wärme kommen mittlerweile aus einem Biomasse-Heizkraftwerk in Saint-Louis, zudem kauft der Airport grünen Strom ein, wie Velter erzählte.

Foto: © aériennes