Update zum Dietenbach: Nur zwei Enteignungsverfahren Politik & Wirtschaft | 25.06.2020 | Lars Bargmann

Luftbild Freiburg

Beim geplanten neuen Freiburger Stadtteil Dietenbach kommen die Verantwortlichen kräftig voran: Der aktuelle Rahmenplan verzichtet auf Hochhäuser mit 20 Geschossen, der Großteil der privaten Flächen ist gesichert.

Im Verbreiten von Zuversicht sind Baubürgermeister Martin Haag, Dietenbach-Projektleiter Rüdiger Engel und Ingmar Roth, Geschäftsführer der Sparkassen-Tochter Entwicklungsmaßnahme Dietenbach (EMD), Profis: Massenenteignungen wird es beim neuen Stadtteil nicht geben, 50 Prozent öffentlich geförderter Wohnraum sei machbar, wertvoller Wald werde erhalten, der Rahmenplan für einen urbanen, „möglichst klimaneutralen Stadtteil“ nehme immer mehr Gestalt an, erklärte das Trio unlängst vor Journalisten. Kritik gibt es vom BürgerInnenverein im benachbarten Rieselfeld und vom RegioBündnis Pro Landwirtschaft.

Grundstücke: Nach Roths Angaben werden die Eigentümer von 76 Hektar ihre Flächen an die EMD verkaufen. Für 64 plus einen Euro pro Quadratmeter. Bei 3,2 Hektar sei die Lage „unklar“, bei 1,1 Hektar ist er optimistisch. Damit hat die EMD fast alle privaten Flächen (81 Hektar) optioniert: „Ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell so erfolgreich sind.“ Engel hat derweil zwei Enteignungsverfahren beim Regierungspräsidium eingeleitet. Nur zwei. Bei 450 Eigentümern. „Das ist ein Riesenschritt nach vorn“, sagte Haag.

Grünflächen: Aktuelles Streitthema Nummer eins. Der BürgerInnenverein Rieselfeld fordert den kompletten Erhalt des Langmattenwaldes – mit Ausnahme des nötigen Tramstreifens. Das RegioBündnis fordert weiterhin, gar keinen Stadtteil zu bauen, weil Bäume und Landwirtschaft wichtiger seien. Haag: „Fürs Rieselfeld mussten zehn Hektar Wald weichen, für Dietenbach die Hälfte. Und den Wald, der ökologisch hochwertig ist, werden wir erhalten, das sollte man langsam auch im Rieselfeld zur Kenntnis nehmen.“ 71 Hektar an heute landwirtschaftlich genutzten Flächen (Mais, Weizen, Gemüse) gehen verloren. „60 Hektar Ersatz kriegen wir hin“, so Engel.

Geld: Der Stadtteil wird auf 850 Millionen Euro taxiert. 750 sollen durch Grundstücksverkäufe wieder reinkommen. Das RegioBündnis spricht in einem Brief an die Gemeinderatsfraktionen von „Finanzchaos“. Es gäbe viele versteckte Kosten. Das gesamte Investitionsvolumen für Dietenbach errechnete Haag auf drei Milliarden Euro: „Ein Riesenprogramm für die regionale Bauwirtschaft.“

Wohnungsbau: Derzeit laufen Gespräche mit dem Studierendenwerk, dem Uniklinikum und der Handwerkskammer, die zusammen bis zu 900 soziale Mietwohnungen bauen wollen. Um die 50-Prozent-Quote zu erreichen, müssten weitere 2500 gebaut werden. Die vom Wettbewerbssieger K9 Architekten geplanten 20-Geschosser sind vom Tisch, aktuell werden die drei höchsten Gebäude zwölf Etagen haben. In der Stadtteilmitte wird bis zu achtgeschossig gebaut.

Zeitachse: Der erste Bauabschnitt im Zentrum soll von 2025 bis 2033 bebaut werden. Der sechste von 2037 bis 2042. Ob es der letzte Stadtteil in Freiburg bleibt, ist offen. 

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