Schwarzwaldmilch: Ein Besuch bei Familie Wursthorn auf ihrem Hof Politik & Wirtschaft | 12.05.2020 | Arwen Stock

Familie in der Natur

Grundlage aller Produkte der Schwarzwaldmilch ist die Arbeit ihrer rund 1000 Milchbauern, von denen jeder im Durchschnitt 43 Kühe hat. Von früh bis spät, sieben Tage die Woche und 365 Tage pro Jahr leisten sie ihren Beitrag zur regionalen Milchversorgung. Ein Ortsbesuch im Hochschwarzwald.

Wie der Bach Langenordnach schlängelt sich die Straße sanft abfallend vom Thurner Richtung Titisee-Neustadt. In einer Kurve kündigt ein Schild an: Binsenhof. Das stattliche Haupthaus mit angebautem Laufstall, Heuhalle und Hühnerstall steht oben am Hang. Auf der anderen Straßenseite sind die ehemalige Säge und Mühle zu sehen. Hier, auf 880 Höhenmetern, lebt die Familie Wursthorn.

„Wir sind eigentlich schon immer bei der Schwarzwaldmilch“, sagt Senior Egon Wursthorn. Der heute 79-Jährige ist gelernter Landwirt und war acht Jahre lang Aufsichtsrat der damaligen Breisgau-Milch. Seit 1926 ist der Hof mit zugehörigem Wald im Familienbesitz. Sein Großvater hatte ihn einst kaufen können. So zog die Familie aus dem Hexenloch nach Langenordnach.

Egon Wursthorn lenkte mit seiner Frau Sofie jahrzehntelang die Geschichte des Hofes. 1952 schafften sie die erste Melkmaschine an. Die Milch wurde nun in einen separaten Eimer gepumpt, der regelmäßig in größere Kannen geleert werden musste. Mit viel Mut und gegen alle Bedenken bauten die beiden 1977 den ersten Laufstall weit und breit und vergrößerten zeitgleich von 14 auf 40 Milchkühe.

Heute ist der jüngste Sohn Florian mit Frau Bianca für den Haupterwerbsbetrieb verantwortlich. Der 36-Jährige und die 32-Jährige leben zusammen mit ihren beiden Kindern und den Senior-Landwirten auf dem Binsenhof – drei Generationen unter einem Dach.

„Bei mir hat es erst in der Lehre ‚Klick‘ gemacht, was alles in der Landwirtschaft steckt“, sagt Florian Wursthorn. Er und seine Frau haben den Betrieb 2009 auf „Bio“ umgestellt: „Aus Überzeugung.“ 700 bis 800 Liter Milch pro Tag geben ihre heute 45 Braunvieh- und Schwarzbuntkühe.

Doch bis die gesamte Milch im gekühlten Tank in der Kammer ist, haben die beiden viel zu tun. Los geht es morgens um 5.30 Uhr: Immer acht Kühe können zusammen auf dem Melkstand gemolken werden. Nach dem Frühstück um 7.30 Uhr müssen die Kälber und die 120 Hühner versorgt, im Winter Reparaturen erledigt, im Wald aufgeräumt und Holz eingeschlagen werden. Parallel dazu holt der Fahrer jeden zweiten Tag um 11.30 Uhr die Milch mit dem Tanklaster.

„Im Sommer kommen die Kühe auf die Weide“, berichtet Bianca Wursthorn. Die Wiesen auf der anderen Straßenseite sind dank eines Tunnels unter der Straße leicht zu erreichen. Im März und April muss die Gülle aufs Grünland und ab Juni heißt es: Heu machen. Sind die Kinder von Schule und Waldkindergarten zurück, gibt es Mittagessen. Danach wird je nach Jahreszeit ebenso weitergeschafft – bis es von 16.30 bis etwa 19 Uhr wieder ans Melken geht.

„Im Moment ist unser Tagesablauf gechillt“, lacht Sofie Wursthorn. Die Senior-Landwirte packen gerne mehr mit an und vertreten auch mal den Nachwuchs. Doch die junge Familie fährt nur kurz in die Ferien – im vergangenen Herbst waren es neun Tage Jahresurlaub. Mit den Einnahmen, Direktzahlungen und Subventionen können alle gut leben.

Wie alle Erzeuger der Molkereigenossenschaft Schwarzwaldmilch bekommen sie jeden Monat ihre Milchgeldabrechnung bestehend aus Grundpreis und Zuschlägen. Für höhere Inhaltsstoffe gibt es Zuschläge, für niedrigere Abschläge. Außerdem bekommen die Wursthorns die Bio-Heumilch-Prämie. Mit der Abrechnung kommt auch ein Bericht mit den Zellzahlen der Milch. Gütewerte wie Fett, Eiweißgehalt, Zellzahlen und Keimzahlen sind aufgeführt.

„Das ist eigentlich das Wichtigste“, findet Florian Wursthorn. Dank einer App vom Milchprüfring kann er die Ergebnisse der täglichen Milchproben direkt mit dem Handy abrufen. Außerdem kommt einmal pro Monat der Kontrolleur und nimmt von jeder Kuh eine Milchprobe. Als Genossenschaftler sind auch die Wursthorns einmal pro Jahr zur Generalversammlung eingeladen, auf der Schwarzwaldmilch Geschäftsführer Andreas Schneider die Bilanz vorstellt.

„Der Bericht ist immer spannend“, berichtet Florian Wursthorn. Die Familie fühlt sich gut aufgehoben in der Genossenschaft. Der Junglandwirt berichtet davon, dass er am Samstag gerne im Fernsehen ein Fußballspiel mit dem SC Freiburg anschaut. Wenn er dann das Schwarzwaldmilch-Logo auf den Trikots sieht, freut er sich. „Das sind wir“, denkt er dann.

Foto: © Schwarzwaldmilch / Axel Killian