Teure Töchter machen 4,1 Millionen Euro Minus: Rathaus legt Beteiligungsbericht für 2017 vor Politik & Wirtschaft | 11.02.2019 | Philip Thomas

Im Winter heizen, im Sommer schwimmen und dazwischen mit dem Bus ins Theater fahren. All das kostet Geld. 2017 haben die städtischen Gesellschaften und Eigenbetriebe mit knapp 3600 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,22 Milliarden Euro erwirtschaftet und rund 164 Millionen Euro investiert.

Bis einschließlich 2023 steht knapp eine Milliarde Euro an neuen Investitionen im Plan. Unterm Strich spülten die Gesellschaften 14,4 Millionen Euro in den Haushalt, entnahmen aus der Schatulle der Stadt aber auch 18,5 Millionen Euro.

„Die Zahlen sprechen für sich“, sagte Finanzbürgermeister Stefan Breiter bei der Vorstellung des rund 200 Seiten starken Beteiligungsberichts. Darin stehen die Bilanzen für die 15 privatrechtlichen Unternehmen, an denen das Freiburger Rathaus direkt sowie 53 Unternehmen, an denen es mittelbar mindestens zehn Prozent hält.

Laut Stadtkämmerer Bernd Nussbaumer sei keines der städtischen Unternehmen besonders weit vom Plan entfernt gewesen. Allerdings mache sich Donald Trump als Präsident der Vereinigten Staaten für die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM) negativ bemerkbar. „Da besteht eine schwierige Situation“, sagte Nussbaumer in Bezug auf die Intersolar-Messe in den USA. Es fehle eine Million in der Bilanz. Zusammen mit der Messe Freiburg Objektträger GmbH gab es Aufwendungen von 29,7 Millionen Euro (2016: 27,9 Millionen Euro), die Stadt musste 7,9 Millionen Euro (2016: 7,2) drauflegen.

Die Konzernmutter selbst, das Rathaus, steht aktuell vor einem 188 Millionen Euro hohen Schuldenberg, wie Rathaussprecherin Edith Lamersdorf auf Anfrage mitteilt. Dafür – und für die geplante Neuverschuldung (35 Millionen) – sind im Doppelhaushalt 2019/2020 2,9 Millionen Euro Zinsen eingestellt. 2006 stand das Rathaus noch mit 336 Millionen in der Schuld. Ende 2017 waren es 168.

Drei Männer, 200 Seiten Bericht: Stefan Breiter (m.), Bernd Nussbaumer (r.) und Beteiligunsgverwaltungschef Jan Burgahn.

Bei den Töchtern stehen am tiefsten in der Kreide die Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) mit 227,3 Millionen Euro (Vorjahr: 189,7) und die Stadtentwässerung mit 166,7 Millionen Euro (170,9). Begründet wird das mit Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen von Mietwohnungen und dem teilweise maroden Kanalnetz der Stadt.

„Die meisten städtischen Handlungen sind nicht kostendeckend“, sagt Nussbaumer. Als Beispiel nannte er den Öffentlichen Personennahverkehr: „Alle erwarten perfekten Service, aber kosten soll es am besten nichts.“ Die Freiburger Verkehrs AG (VAG), die zu den Stadtwerken gehört, verzeichnete Aufwendungen von insgesamt 87,4 Millionen Euro und fuhr einen Verlust von 19,3 Millionen Euro ein. 2014 betrug das Defizit noch 13 Millionen Euro. Immerhin: Im selben Zeitraum stieg auch die Zahl der Fahrgäste von 77 Millionen auf 80,5 Millionen.

Die VAG investierte im vergangenen Jahr 23,3 Millionen Euro (Vorjahr: 29,5), die Stadtbau mit 55,4 Millionen (19,2) auf Rekordniveau, die Badenova 42,3 Millionen Euro (37,1). Insgesamt lagen die Investitionen mit knapp 164 Millionen Euro rund 33 Millionen Euro über dem Vorjahr. Von 2019 bis 2023 planen die städtischen Töchter jetzt weitere Investitionen von einer Milliarde Euro, ins Stadtbahnnetz, Straßenbahnen, Mietwohnungen, die Sanierung des Keidel-Bades und des Abwassersystems. Darunter findet sich auch das neue SC-Stadion mit 66,1 Millionen Euro.

Fotos: © tln; pt